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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Lohnt sich ein zertifiziertes Zentrum für Alterstraumatologie?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Axel Prokop - Kliniken Sindelfingen, Klinikverbund Südwest, Unfallchirurgie, Sindelfingen, Germany
  • Karl-Michael Reinauer - Klinikverbund Südwest, Kliniken Sindelfingen, Altersmedizin Med.IV, Sindelfingen, Germany
  • Marc Chmielnicki - Klinikverbund Südwest, Unfallchirurgie, Sindelfingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI38-47

doi: 10.3205/15dkou247, urn:nbn:de:0183-15dkou2475

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Prokop et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: 2030 werden 30% der Einwohner in der BRD über 70 Jahre sein.

Wir haben im Jahr 2009 begonnen ein TÜV zertifiziertes interdisziplinäres Zentrum für Alterstraumatologie zu konzipieren. Mit allen Disziplinen wurden Behandlungspfade abgestimmt. Die geriatrische Komplexbehandlung wurde etabliert und die Patienten gemeinsamen mit Unfallchirurgen, Geriatern, Therapeuten und einem Apotheker visitiert und in Teamsitzungen besprochen. Es wurden Fehlerkonferenzen und Mortalitäsbesprechungen eingeführt. 2014 erfolgte ergänzend die Zertifizierung der DGU. Jährlich erfolgte ein Reaudit. Haben diese Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität geführt und die Mehrkosten gedeckt? Lohnt sich eine solche Zentrumsbildung für die Patienten und das Krankenhaus?

Methodik: Aufgenommen in dieses interdisziplinäre Behandlungen wurden alle Patienten mit stationärer Behandlung mit proximalen Femurfrakturen, proximalen Oberarmfrakturen und Wirbelkörperfrakturen über 70 Jahre. Pro Jahr wurden 420-450 Patienten behandelt. Im Jahr 2012 208 proximale Femur-, 171 Wirbel-, und 69 Oberarmkopffrakturen.

Zur Qualitätskontrolle wurden Parameter definiert: Aufnahme und Diagnostik in 90 Minuten abgeschlossen, Operationen in über 80% in den ersten 24 Stunden, Reoprate unter 12%, Dekubitusrate unter 5%, Mobilisation in 24 Stunden in 75%, Entlassung in das alte Umfeld in über 80% und niedrige Letalitätsraten.

Ergebnisse: Operation in 24 Stunden wurde 2012 mit 78% und 2013 mit 81% knapp verfehlt. Die Diagnostikzeiten wurden 2012 in 30% und 2013 in 42 erreicht und darauf mehr Personal in der Ambulanz zugesetzt. Mobilisation in 24 Stunden konnte 2012 in 79% und 2013 in 76% durchgeführt werden. Die Dekubitusrate konnte nach Anschaffung nach Betten, OP-Auflagen und Dekubitus Standards von 8 auf 3,2% gesenkt werden. Die Reoprate betrug 2012 5,2% und 2013 3,1%. 2012 wurden 6,4% der Patienten und 2013 9,3% neu in Kurz- oder Langzeitpflege entlassen der Rest in Reha oder direkt nach Hause. Die Letalitätsrate bei proximalen Femurfrakturen betrug 2010 5,7%, 2011 5,1%, 2012 2,9% und 2013 3,0%.Die Einführung der geriatrischen Komplexbehandlung generierte 2012 103 Behandlungen (davon 86% genehmigt durch die Kassen) mit einen Erlös von 912.000 Euro und 2013 160 Behandlungen (93% genehmigt durch die Kassen) mit einem Erlös von 1,35 Mio. Euro.

Durch die Geriater konnten Behandlungen insbesondere auf internistisch-geriatrischer Sicht deutlich verbessert werden. Der Horizont der unfallchirurgischen Ärzte wurde durch die gemeinsame Behandlung und einen direkten Erfahrungsaustausch erheblich erweitert. Durch die intensive Beübung der Patienten wurde der Neuroleptikaverbrauch von 2009 bis 2013 halbiert.

Schlussfolgerung: Eine interdisziplinäre Behandlung der Patienten gemeinsam mit Unfallchirurgen und Geriatern auf einer Station macht Sinn und führt zu messbar besseren Behandlungsergebnissen. Eine interdisziplinäre Alterstraumatologie mit Umsetzung einer Komplexbehandlung lohnt sich für Patienten und Krankenhaus.