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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Besser als gedacht! Unser Beitrag zur sekundären Frakturprävention

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Norbert Suhm - Universitätsspital Basel, Klinik für Traumatologie, Basel, Switzerland
  • Patrick Studer - Department Traumatologie, Universitätsspital Basel, Basel, Switzerland
  • Sebastian Müller - Universitätsspital Basel, Klinik für Traumatologie, Basel, Switzerland
  • Evelyn Kungler - Universitätsspital Basel, Klinik für Traumatologie, Basel, Switzerland
  • Bojana Savic - Universitätsspital Basel, Klinik für Traumatologie, Basel, Switzerland
  • Marcel Jakob - Universitätsspital Basel, Klinik für Traumatologie, Basel, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI37-849

doi: 10.3205/15dkou234, urn:nbn:de:0183-15dkou2345

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Suhm et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Laut jüngster Literatur erhalten lediglich 20% der Patienten nach low-energy Fraktur eine Osteoporoseabklärung. Die verbleibenden 80% werden als sogenannter „Care Gap“ bezeichnet. Diese Quoten ergeben sich aus Studien, bei denen (Fraktur)-Fallzahlen durch Abfrage von Diagnosecodes aus Registerdatenbanken ermittelt werden. Mit einem sogenannten Fracture Liaison Service (FLS) kann die Abklärungsquote nachweislich verbessert werden: eine Study Nurse sucht die Altersfrakturpatienten persönlich auf und bewertet deren individuellen Bedarf an Massnahmen zur sekundären Frakturprävention. Als etabliertes Altersfrakturzentrum haben wir einen solchen FLS etabliert und führen aus Gründen der Qualitätskontrolle ein Patientenregister. Eine erste Analyse deutet darauf hin, dass der vielzitierte „Care Gap“ tatsächlich kleiner ist als bislang vermutet.

Methodik: Alle Patienten über 65J die wegen typischerweise osteoporoseassoziierten Frakturen des Humeruskopfes, des Vorderarmes, der Hüfte, der Wirbelsäule oder des Beckens in unsere Klinik eintreten werden prospektiv erfasst. Bis heute haben wir 283 Patienten eingeschlossen. Jeder Patient wurde persönlich vom FLS-Case Finding Team visitiert. Auf diese Art konnten wir diejenigen Patienten identifizieren, die tatsächlich einer weiteren Abklärung bedurften und zustimmten.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 187 Patienten wurden wegen der ersten Fragilitätsfraktur eingewiesen, 96 Patienten hatten bereits zuvor eine solche Fraktur erlitten. Der FRAX-Risikoscore für das Erleiden einer weiteren osteoporotischen Fraktur in den kommenden 10 Jahren betrug in diesem Kollektiv durchschnittlich 33.5%. 24% der Patienten hatten in der Vergangenheit bereits eine Osteoporosediagnostik durchlaufen. In 41% der Fälle sahen wir keine weitere Abklärungsbedürftigkeit. Entweder war das auslösende Unfallereignis erheblich oder der Allgemeinzustand und die damit verbundene Lebenserwartung des Patienten wurden als zu schlecht beurteilt, um von der sekundären Frakturprävention noch profitieren zu können. 10% der Patienten lehnten weitere diagnostische Massnahmen im Sinne der sekundären Frakturprävention ab.

Die untersuchten Patienten entsprechen einem Hochrisikokollektiv für das Erleiden von osteoporoseassoziierten Frakturen. Allein durch die persönliche Case Finding Visite konnten wir den Prozentsatz an Patienten mit weiterem Abklärungsbedarf auf 25%! von denjenigen Patienten reduzieren, die anhand einer diagnosecode-basierten Suche identifiziert worden wären. Somit scheint ein relevanter Anteil des vielzitierten „Care Gap“ einem Artefakt von Datenbankabfragen zu entsprechen. Selbstverständlich verbleibt bei diesen Zahlen eine Unsicherheit aufgrund der subjektiven Entscheidungsfindung des FLS -Teams.