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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Extrakorporale fokussierte Stoßwellentherapie zur Behandlung von Pseudarthrosen – neue Erfahrungen mit einer alten Technologie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jens Everding - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Albert-Schweitzer-Campus 1, Münster, Germany
  • Moritz Freistühler - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Albert-Schweitzer-Campus 1, Münster, Germany
  • Jens Gestring - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Albert-Schweitzer-Campus 1, Münster, Germany
  • Michael J. Raschke - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Patric Garcia - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI36-981

doi: 10.3205/15dkou229, urn:nbn:de:0183-15dkou2299

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Everding et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Im klinischen Alltag kommt es immer noch in 5-10% der Fälle zu einer gestörten oder ausbleibenden Frakturheilung. Neben der operativen Therapie besteht die Möglichkeit der Stimulation der Frakturheilung durch physikalische Verfahren (Ultraschall, Stoßwelle). Bereits 1991 wurde die extrakorporale fokussierte Stoßwellentherapie (ESWT) zur Behandlung von Pseudarthrosen (PA) eingesetzt. Trotz vielversprechender klinischer Ergebnisse, hat sich dieses Verfahren klinisch bis heute nicht etabliert.

Methodik: Im Zeitraum von Februar bis November 2014 wurden 41 Patienten mit 44 PA in Vollnarkose mittels ESWT behandelt (LithoSpaceOrtho, JenaMedtech; 3x 1000 Impulse mit 0,36 J/mm2). Hierbei galten ein Frakturspalt <5mm, die achsgerechte Stellung der Fraktur und Infektfreiheit als Einschlusskriterium. Die Nachuntersuchung erfolgte über einen Zeitraum von 6 Monaten. Die Beurteilung der Frakturheilung erfolgte radiologisch mittels Goldberg Score (0=keine progrediente Kallusbildung, 1= progrediente Kallusbildung, 2= knöcherne Konsolidierung). Die Beurteilung der Schmerzen erfolgte mittels VAS. In die Nachuntersuchung konnten eingeschlossen werden: nach 6 Wochen 43 PA (98%), nach 3 Monaten 21 PA (48%) und nach 6 Monaten 23 PA (52%).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Nach 6 Wochen zeigten 12 % der behandelten Patienten eine knöcherne Konsolidierung der PA. Weitere 63% zeigten eine Zunahme der Kallusbildung. Nach 3 Monaten zeigten 43% der Patienten eine knöcherne Heilung und weitere 52% eine Zunahme der Kallusbildung. Nach 6 Monaten waren 70% der PA geheilt. Die restlichen 30% zeigten eine Zunahme der Kallusbildung. Es zeigte sich bei allen untersuchten Patienten eine signifikante Abnahme der Schmerzen nach durchgeführter ESWT. Hypertrophe PA zeigten mit 82% eine höhere Konsolidierungsrate nach 6 Monaten als atrophe PA mit 55%. Bei Rauchern zeigte sich tendenziell eine schlechtere Konsolidierungsrate. Abbildung 1 [Abb. 1].

Die ESWT stellt im eigenen Vorgehen inzwischen einen festen Bestandteil in der PA-behandlung dar. Anhand der vorliegenden Studie mit einem heterogenen Patientenkollektiv ist jedoch nicht zu beurteilen ob mit einer operativen Behandlung höhere Durchbauungsraten hätten erzielt werden können. Im Gegensatz zu operativen Verfahren besitzt die ESWT keine Komplikationsrisiken wie Wundheilungsstörungen und Infektionen. Künftige Studien und Subgruppenanalysen sollten zeigen für welche Pseudarthrosen und Patientengruppe die ESWT als Standardverfahren etabliert werden kann. Trotz der positiven Behandlungsergebnisse und vorliegender prospektiver Studien für bestimmte PA werden die Kosten für eine ESWT nicht durch die GKV erstattet.