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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Hohe Inzidenz von osteochondralen Läsionen nach Frakturen des oberen Sprunggelenks

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Alexander S. Spiro - Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Marc Regier - Radiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Ahmet Hamurcu - Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Jan Philipp Petersen - Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Eik Vettorazzi - Biometrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Johannes M. Rueger - Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI33-749

doi: 10.3205/15dkou195, urn:nbn:de:0183-15dkou1951

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Spiro et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bis dato gibt es lediglich wenige Studien, in denen die Inzidenz von osteochondralen Läsionen (OCL) am Talus und an der distalen Tibia nach erlittener OSG-Fraktur, untersucht wurde. In den bislang publizierten Studien wurde häufig das invasive Verfahren der Arthroskopie angewandt. In einigen wenigen Arbeiten wurde ein MRT angefertigt, allerdings unmittelbar nach dem Trauma, wodurch falsch positive Befunde durch das frische Trauma auftreten können und OCL, die sich häufig erst im Verlauf nach Belastung der Extremität zunehmend demarkieren, erst gar nicht detektiert werden. In der hier vorliegenden Studie sollte die mittelfristige Inzidenz von OCL nach erlittener OSG-Frakur mittels MRT-Diagnostik untersucht werden. Zudem sollte evaluiert werden, ob es Prädiktoren für die Entstehung einer OCL nach o.a. Fraktur gibt.

Methodik: Nach positivem Votum der Ethikkommission wurden 100 Patienten in die Studie eingeschlossen, die innerhalb eines definierten Zeitraumes eine OSG-Fraktur erlitten haben und bei denen eine Osteosynthese nach AO-Pinzipien in unserer Klinik durchgeführt wurde. Jeder Patient wurde klinisch nachuntersucht (AOFAS Ankle Hindfoot Score) und eine MRT-Untersuchung veranlasst. Zum Unfallzeitpunkt lag das Durchschnittsalter bei 41,3 Jahren. Die klinische Untersuchung und das MRT wurden im Mittel 34,5 Monate nach erlittener OSG-Fraktur durchgeführt. Die Patientenakten, prä- und postoperative Röntgenbilder des betroffenen oberen Sprunggelenks sowie die Operationsberichte dienten als Grundlage für die Einteilung in 6 verschiedene Frakturtypen.

Mittels logistischer Regressionsanalysen wurde untersucht, ob es prädiktive Faktoren für die Entwicklung einer OCL gibt. Dabei wurden die Odds Ratios (OR), das 95%-Konfidenzintervall (95%-KI) und der p-Wert ermittelt. Alle Variablen wurden in einseitigen Modellen untersucht. Als Signifikanzniveau wurde bei allen Tests p<0,05 festgelegt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Eine OCL zeigte sich bei 40,4% der Patienten, wobei 20,2% eine OCL am Talus und 27,3 % eine OCL an der Tibia aufwiesen. Patienten mit trimalleolärer OSG-Fraktur wiesen ein 6,67-fach erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer OCL im Vergleich zur Weber B Frakturgruppe auf (OR = 6,67; 95%KI [1,10;40,28]; p = 0,04). Patienten mit einer stattgehabten OSG-Luxationsfraktur zeigten im Vergleich zur Weber B Frakturgruppe ein 5,56-fach erhöhtes Risiko für das Auftreten einer OCL (OR = 5,56; 95%KI [1,77;17,40]; p = 0,003). Sinkt der im AOFAS Ankle Hinfdoot Score erreichte Punktewert um einen Punkt, so steigt das Risiko für das Auftreten einer OCL um 5,55% (OR = 1,055; 95%KI [1,013;1,098]; p = 0,01).

Vor dem Hintergrund, dass den OCL am Talus und an der distalen Tibia eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung einer posttraumatischen Beschwerdesymptomatik und Arthrose nach Sprunggelenksfraktur zugeschrieben wird, erscheint deren frühzeitige Detektion wünschenswert um mögliche Folgeschäden ggf. durch gezielte konservative und operative Therapiemaßnahmen abwenden zu können.