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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Prinzipien der Behandlung Schwerbrandverletzter in Verbrennungszentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Benjamin Ziegler - Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, BG Unfallklinik Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany
  • Christoph Hirche - Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, BG Unfallklinik Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany
  • Matthias Münzberg - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ludwigshafen, Germany
  • Johannes Horter - Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, BG Unfallklinik Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany
  • Thomas Kremer - Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, BG Unfallklinik Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany
  • Paul A. Grützner - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ludwigshafen, Germany
  • Ulrich Kneser - Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, BG Unfallklinik Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI29-426

doi: 10.3205/15dkou167, urn:nbn:de:0183-15dkou1670

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Ziegler et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die primäre Versorgung schwerbrandverletzter Patienten stellt höchste Ansprüche an die erstversorgenden Behandlungsteams. Verbrennungsspezifische Anforderungen müssen beachtet werden und erfordern eine angepasste Behandlung im Zentrum. Nach wie vor kann dabei aufgrund mangelnder Evidenz nicht auf eine detaillierte Leitlinie zurückgegriffen werden; vielmehr bieten die vorliegenden Empfehlungen viel Spielraum für unterschiedliche Behandlungsabläufe.

In eigenen Vorarbeiten konnte bereits eine beachtliche strukturelle Diversität der Behandlung in den deutschsprachigen Verbrennungszentren sowie das weitgehende Fehlen von einheitlichen SOPs aufgezeigt werden. Dieses Ergebnis wirft die Frage nach den tatsächlich genutzten Behandlungsstrategien auf, welche im Rahmen der aktuell vorliegenden Studie genauer evaluiert werden sollten.

Methodik: Basierend auf unserer vorangegangenen Arbeit wurde ein umfangreicher Fragebogen erarbeitet, der strukturiert die Diagnostik und Therapie verbrennungsspezifischer Aspekte der Schockraumaufnahme Schwerbrandverletzter erfasst und dabei die SOPs abbilden soll. Hierbei wurde besonderer Fokus auf Atemwegsmanagement, Volumensubstitution, Temperaturmanagement, Vorliegen eines Inhalationstraumas und Oberflächentherapie der Verbrennungswunde gelegt. Zusätzlich erfasst der Fragebogen detailliert die Zusatzqualifikation der Mitarbeiter durch standardisierte Kurssysteme.

Der entwickelte Fragebogen wurde an 22 Verbrennungszentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz übermittelt und die rückgesandten Antworten ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Auswertung der 18 (82%) vollständigen Rückantworten zeigt eine geringe Durchdringung der Zentren mit standardisierten Kurssystemen. Verbrennungsspezifische Kurse werden nur in zwei der 18 Zentren genutzt (11%).

Die Analyse der Behandlungsstrategien ergab deutlich abweichende Vorgaben in vielen Bereichen. Während nahezu alle Teilnehmer die mod. Parkland-Baxter-Formel (n=17; 94%) zur Berechnung des Volumens nutzen, weichen die genutzten Infusionslösungen erheblich ab. Vier Zentren (22%) verzichten vollständig auf kolloidale Lösungen, eines (6%) setzt diese sofort, vier (22%) ab der 12. Stunde und 8 (44%) weitere ab der 24. Stunde nach Trauma ein.

Ähnliche Unterschiede ergeben sich unter anderem bei diagnostischen Maßnahmen wie der routinemäßigen Bronchoskopie bei IHT (n=13; 72%) oder dem Routine-Röntgen des Thorax (n=11; 61%). Die Oberflächentherapie mit primärem Einsatz von synthetischem Epidermisersatz (n=10; 56%) und enzymatischem Debridement im Schockraum (n=2; 11%) wird ebenso heterogen gehandhabt.

Die Ergebnisse spiegeln das Fehlen standardisierter Vorgaben wider. Besonders auffällig erscheinen die Unterschiede bei Oberflächentherapie, Atemwegsmanagement und Volumenausgleich. Um den hohen verbrennungsspezifische Anforderungen mit einer gleichbleibenden Behandlungsqualität gerecht zu werden, sollten auf Basis der verfügbaren Evidenz Standards entwickelt, flächendeckend eingeführt und prospektiv evaluiert werden.