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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Adipositas und Mehrfachverletzung – Assoziation zwischen Gewicht und Überleben?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Hagen Andruszkow - Universitätsklinik und Poliklinik der RWTH Aachen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Klemens Horst - Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Tibor Racz - Universitätsklinik der RWTH Aachen, Klinik für Unfallchirurgie und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Daniel Schmidt-Schilling - Universitätsklinik der RWTH Aachen, Klinik für Unfallchirurgie und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Roman Pfeifer - Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Christian Herren - Universitätsklinik der RWTH Aachen, Klinik für Unfallchirurgie und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Hans-Christoph Pape - Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Frank Hildebrand - Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI29-691

doi: 10.3205/15dkou166, urn:nbn:de:0183-15dkou1663

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Andruszkow et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Übergewicht und Adipositas nehmen in den modernen Zivilisationen stetig zu. Vor dem Hintergrund eines Polytraumas ist die Bedeutung dieser Faktoren jedoch bislang unzureichend untersucht. So bleibt die Bedeutung einer Adipositas hinsichtlich der Inzidenz posttraumatischer Komplikationen (SIRS und MODS) sowie der Mortalität in der Literatur weiterhin diskutiert. Ziel dieser Studie war es daher, die Bedeutung des Übergewichts und der Adipositas für das Outcome beim polytraumatisierten Patienten zu eruieren.

Methodik: Im Rahmen einer monozentrischen, retrospektiven Studie wurden polytraumatisierte Patienten (ISS>16) eingeschlossen, die zwischen 2010 und 2013 in einem überregionalen Traumazentrum behandelt wurden. Neben dem body mass index (BMI) wurden die Verletzungsschwere (ISS) und -verteilung (AIS) sowie der klinische Verlauf und die Inzidenz verschiedener Komplikationen (SIRS, ARDS und MODS) erfasst. Weiterhin wurden der Säure-Base-Haushalt bei Aufnahme sowie der CRP-Verlauf der ersten 14 Tage evaluiert. Eine Regressionsanalyse mit der Zielvariable Mortalität diente der Darstellung potentieller Prädiktoren.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 302 polytraumatisierte Patienten in diese Studie eingeschlossen werden. Entsprechend der BMI-Klassifikation waren 2,8% untergewichtig (BMI < 20), 44,9% normalgewichtig (BMI 20-25), 32,0% übergewichtig (BMI 25-30) und 13,2% der Patienten adipös (BMI >30). Hinsichtlich des Verletzungsmusters zeigten sich bei adipösen Patienten häufiger Verletzungen der Extremitäten bei jedoch vergleichbarer Gesamtverletzungsschwere zwischen den BMI-Gruppen (p=0,811). Mit zunehmendem BMI imponierte ein Trend zu einer verlängerten Therapiedauer (p=0,064). Die Inzidenzen des MODS (p=0,383) und des ARDS (p=0,348) waren vergleichbar. Das SIRS fand sich tendenziell häufiger bei untergewichtigen und adipösen Patienten (p=0,075), jedoch seltener bei Normal- und Übergewicht. Hinsichtlich der Sterblichkeit konnten das Alter, die Verletzungs-schwere sowie die Inzidenz des MODS als Mortalitätsprädiktoren belegt werden. Das Vorliegen eines Übergewichtes hingegen zeigte einen positiven Einfluss auf die Mortalität (Tabelle 1 [Tab. 1]). Labordiagnostisch lagen zum Aufnahmezeitpunkt keine Unterschiede des Säure-Base-Haushaltes vor; zudem zeigte sich zwischen den Gruppen keine unterschiedliche Dynamik des CRP-Wertes im erfassten Zeitraum.

Das Vorliegen eines Übergewichts nahm positiven Einfluss auf die Mortalität polytraumatisierter Patienten trotz vergleichbarer Verletzungsschwere und der Inzidenz posttraumatischer Komplikationen. Ein veränderter Säure-Base-Haushalt bereits bei Aufnahme als Ausdruck einer gewichtsbedingt gestörten Homöostase konnte nicht gezeigt werden. Auch ein Einfluss des Gewichts auf die posttraumatische Entzündungsreaktion (CRP) ließ sich nicht belegen. Somit scheinen möglicherweise nicht erfasste nutritive und inflammatorische Parameter den positiven Einfluss des Übergewichts zu bedingen.