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Milzverletzungen bei Polytrauma: Behandlungsstrategien und Outcome
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Im Rahmen eines Polytraumas kommt es haeufig zu Milzverletzungen. Aufgrund der hohen Mortalitaet ist die adaequate Versorgung essentiell. Die Therapie kann, abhaengig verschiedener Selektionskriterien, operativ (Splenektomie, Organ-erhaltend), interventionell (Embolisation) oder konservativ erfolgen. In den vergangen Jahrzehnten ist ein Trend zum konservativen Vorgehen zu vermuten.
Methodik: In dieser retrospektiven, multizentrischen Studie wurden Daten von 10659 Patienten mit Abdominalverletzung (AIS Abdomen ≥ 2) aus dem TraumaRegister der Deutschen Gesellschaft fuer Unfallchirurgie (DGU, 2002-2011) erhoben. 2954 Patienten mit Milzverletzung (AIS Milz ≥ 2) wurden hinsichtlich Schweregrad (nach AIS), Behandlungsregime und Outcome analysiert. Der RISC-Score (Revised Injury Severity Classification) wurde zum Vergleich der prognostizierten mit der real eingetretenen Sterbewahrscheinlichkeit angewandt. Die Identifikation der Selektionskriterien zur Splenektomie erfolgte mittels logistischer Regressionsanalyse.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Milz ist mit 28% (n = 2954) das am haeufigsten verletzte intraabdominelle Organ beim Polytrauma. Abdominelle und thorakale Begleitverletzungen traten zu je >70% auf. Die Haeufigkeit von Milzverletzungen nimmt mit dem Schweregrad ab (AIS 2-3: 62%; AIS 4-5: 38%), wohingegen die Mortalitaet mit der Verletzungsschwere ansteigt (AIS 2-3: 11,5%; AIS 4-5: 26%). Insgesamt wurden 39% der Patienten splenektomiert, 17% Milz-erhaltend operiert, 44% konservativ therapiert. Wobei mit steigernder Verletzungsschwere die konservative Therapie abnimmt (AIS 2: 82%; AIS 5: 4%) und die Splenektomierate ansteigt (9% vs. 86%). Die Mortalitaetsrate ist fuer die konservative (13%) und die Splenektomiegruppe (19%) signifikant niedriger als mittels RISC-Score prognostiziert (17% bzw. 22%). Fuer die Milz-erhaltende OP trifft dies nicht zu (22% vs. 21%). Als Selektionskriterien zur Splenektomie wurden identifiziert: steigender Schweregrad der Milzverletzung (p=0,00), EK-Gabe (p=0,00). Patientenalter, abdominelle Begleitverletzungen, Gesamtverletzungsschwere (ISS) und das Jahr, in dem sich das Trauma ereignete, zeigen keine signifikante Abhaengigkeit.
Beim polytraumatisierten Patienten stellt die Verletzung der Milz die haeufigste intraabdominelle Unfallfolge dar. Mit steigendem Verletzungsgrad der Milz nimmt die Mortalitaetsrate zu. Beim Vorliegen entsprechender Selektionskriterien haben sowohl die konservative Therapie als auch die Splenektomie eine signifikant niedrigere Mortalitaetsrate als prognostiziert, milzerhaltende OP Verfahren nicht.
Die vorliegenden Daten zeigen, dass beim haemodynamisch instabilen Patienten mit hochgradiger Milzverletzung die Indikation zur Splenektomie gestellt werden sollte. Patientenalter, Begleitverletzungen, Gesamtverletzungsschwere beeinflussen die Splenektomierate nicht. Milzerhaltende OP Verfahren sind kritisch zu bewerten. Eine Zunahme der konservativen Behandlung von Milzverletzungen liess sich in dem untersuchten Zeitraum nicht belegen.