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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

After the first hit – Eine Analyse von 18193 Motorrad- und Autoverunfallten aus dem TraumaRegister DGU

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Andreas Gather - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ludwigshafen, Germany
  • Matthias Münzberg - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ludwigshafen, Germany
  • Christian Frank - Klinikum Mittelbaden, Baden-Baden, Germany
  • Christine Neubrech - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ludwigshafen, Germany
  • Rolf Lefering - IFOM, Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Paul A. Grützner - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ludwigshafen, Germany
  • Christoph G. Wölfl - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ludwigshafen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI29-182

doi: 10.3205/15dkou162, urn:nbn:de:0183-15dkou1625

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Gather et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: In Deutschland ereignen sich jährlich etwa 300.000 Verkehrsunfälle mit Personenschäden. Motorradfahrer machen hierbei knapp 25% aller Todesfälle aus. Die Studienlage im europäischen Raum bezogen auf Unterschiede zwischen Motorrad- und Autoverunfallten ist sehr begrenzt. Gibt es Unterschiede zum Unfallzeitpunkt, bei der Art des Verletzungsmusters, der Rettungszeit und des Outcomes? Weiterhin stellten wir die Hypothese auf, dass die Wahl der Klinik und des Transportmittels ein signifikantes Outcomekriterium ist.

Methodik: In einer multizentrischen, retrospektiven Studie wurden die Daten von 18193 Motorrad- und Autoschwerverletzten mithilfe des TraumaRegister DGU® (2002-2011) untersucht. Die Einschlusskriterien waren: Alter über 17 Jahre und ISS>9. 65% Autoverunfallte (n=11859) und 35% Motorradverunfallte (n=6334) wurden eingeschlossen. Es wurden neben den Routinedaten, der Rettungszeit, Glasgow Outcome Scale auch die Revised Injury Severity Classification (RISC) verwendet und die standardised mortality ratio (SMR) berechnet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei der Altersverteilung zeigte sich ein Peak bei 20-jährigen in der Gruppe der Autofahrer, anschließend eine deutliche Abnahme. Bei Motorradfahrern ergibt sich ein leichter Anstieg zwischen dem 18.-26. und 40.-50. Lebensjahr. Es zeigt sich eine signifikant höhere Rate an Bewusstlosigkeit am Unfallort bei Motorradverletzten (28% vs. 21%). Bei den Rettungszeiten fällt eine signifikant höhere Rettungszeit in der Autofahrergruppe auf (Unfall bis Klinik 74 vs. 63 Min.). Bezüglich des Verletzungsmusters lassen sich klare Unterschiede feststellen. Bei Motorradfahrern kommt es signifikant häufiger zu Extremitätenverletzungen (40 vs. 50%), doppelt so häufig zu Verletzungen der Brustwirbelsäule und 4-fach so häufig zu schwereren Verletzungen (AIS=5) (2,5% vs 0,6%). Die Mortalität beträgt 11,9% bei der Auto- und 9,8% der Motorradgruppe. Bezogen auf das Rettungsmittel bei Autounfällen liegt die SMR von bodengebundenem Transport bei 0,89 (verstorben 9,7%, erwartet 10,9%) bei luftgebundenem Transport bei 0,83 (verstorben 12,9%, erwartet 15,5%). Bei Betrachtung der versorgenden Klinik ergibt sich kein signifikanter Unterschied in Beziehung zum RISC-Score.

Wenn Motorradfahrer den initialen Unfall überleben, haben sie insgesamt eine etwas geringere Mortalität als Schwerverletzte bei PKW-Unfällen. Zu diskutierende Gründe hierfür sind unter anderem das unterschiedliche Verletzungsmuster und eine schnellere Rettungszeit durch Wegfall der technischen Rettung. Motorradfahrer können durch Stürze am Tag häufiger mit dem Rettungshubschrauber transportiert werden, wodurch in gleicher Zeit ein überregionales Traumazentrum angeflogen werden kann. Das Rettungsmittel beeinflusst das Outcome. Die behandelnde Klinik beeinflusst das Outcome zumindest nicht signifikant.