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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Minimierung der Verletzungshäufigkeit bei PKW-Insassen – Eine Analyse von 44.503 Personen über 2 Dekaden

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Katharina Angerpointner - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Alexander Joeris - AO Documentation and Publishing Foundation (AOCID), Dübendorf, Switzerland
  • Michael Nerlich - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Antonio Ernstberger - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI29-400

doi: 10.3205/15dkou160, urn:nbn:de:0183-15dkou1605

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Angerpointner et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bereits heute liegt der Verkehrsunfall weltweit unter den TopTen der Letalitätsursachen, Hochrechnungen der WHO zufolge könnte er im Jahre 2030 die fünfthäufigste Todesursache darstellen. Im Gegensatz dazu nehmen in einkommensstarken Ländern tödliche Verkehrsunfälle seit Jahrzehnten ab.

Die Frage ist, ob der Rückgang der Verkehrstoten auch einen Rückgang der Verletzungen mit sich bringt oder aber, ob sich, durch die Verbesserung der Medizin, lediglich die Letalitätswahrscheinlichkeit verringert hat. Weiterhin sollten Faktoren herausgearbeitet werden, welche die Morbidität beeinflussen.

Methodik: Die Datenbank der für Deutschland repräsentativen German In Depth Accident Study (GIDAS) lag der Untersuchung zugrunde. Untersucht wurden im Zeitraum 1990 bis 2011 insgesamt 24.405 Unfälle mit 44.503 beteiligten erwachsenen PKW-Insassen. Ausgewertet wurde das primäre Verletzungsmuster nach dem Abbreviated Injury Scale (AIS), dem Injury Severity Sore (ISS) und der Letalität. Neben der univariaten Statistik mit Chi-Square und Mann-Whitney-U-Test wurde ein multivariates logistisches Regressionsmodell für die Einflussfaktoren auf die Verletzungswahrscheinlichkeit entwickelt.

Ergebnisse: Äquivalent zur Bundesstatistik zeigte sich über den Studienzeitraum ein Letalitätsrückgang um 68,8% (p < 0,001). Die Verletzungshäufigkeiten nahmen über den Studienzeitraum für alle ernsthaften Verletzungsschweren (AIS ≥ 2) signifikant (p < 0,001) ab, ebenso konnte ein signifikanter Rückgang (-53,8%) der ISS ≥ 16 Verletzungen gesehen werden (p < 0,001). Bei der Analyse der Körperregionen zeigte sich ein signifikanter Rückgang (p < 0,001) der Verletzungshäufigkeit bei allen Körperregionen [Kopf (-54,3%), Thorax (-50,0%), Abdomen (-40,0%), Wirbelsäule (-50,0%), Becken (-53,3%), obere Extremitäten (-57,7%) und untere Extremtitäten (-72,5%)]. Über das multivariable Modell ließen sich unabhängige Variablen mit deutlichem Zusammenhang zur Unfallverhütung definieren, u.a. Gurtnutzung oder das Vorhandensein von Airbags. Die Variablen mit protektivem Einfluss nahmen über den Untersuchungszeitraum zu, wohingegen Unfallkonstellationen mit hoher Wahrscheinlichkeit von schweren Verletzungen über die Zeit abnahmen.

Schlussfolgerung: Nicht nur die Letalitätswahrscheinlichkeit, auch die Verletzungswahrscheinlichkeit nimmt über die Jahre in Deutschland signifikant ab. Dies ist das Ergebnis von multifaktoriellen Verbesserungen, sowohl in der Medizin, der Gesetzgebung, dem Straßen- als auch dem Automobilbau. Ein einzelner Sektor alleine kann diese Verbesserung nicht hervorrufen. Auch weiterhin müssen Regierung, Industrie und Medizin eng zusammenarbeiten, um die Mortalität und Morbidität auf Deutschlands Straßen weiter zu minimieren.