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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Die Anwendung von kolloidalen Infusionen innerhalb der ersten 48 Stunden nach Polytrauma erhöht das Risiko von SIRS und Sepsis

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Kai Sprengel - Universitätsspital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich, Switzerland
  • Hans-Peter Simmen - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich, Switzerland
  • Clement Werner - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich, Switzerland
  • Simon Sulser - UniversitätsSpital Zürich, Institut für Anästhesiologie, Zürich, Switzerland
  • Ladislav Mica - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI28-1219

doi: 10.3205/15dkou156, urn:nbn:de:0183-15dkou1567

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Sprengel et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Anwendung von Hydroxyethylstärke (HES) ist in den letzten Jahren viel diskutiert worden. Ein Einfluss auf das retikuloendotheliale System und damit ein immunmodulativer Effekt sind bekannt. In der initialen Behandlungsphase beim insbesondere kreislaufinstabilen Patientin scheint der Einsatz aber weiterhin unverzichtbar und wäre leitlinienkonform. Daher wollten wir den Einfluss von kolloidalen Infusionslösungen auf das Outcome des Schwerverletzten näher beleuchten.

Methodik: Im Zeitraum 1996 - 2010 konnten 2969 Patienten mit einem ISS von >16 und einem Mindestalter von 16 Jahren sowie Angaben über die Gabe von kolloidalen Infusionslösungen identifiziert werden. Diese wurden in folgende drei Gruppen unterteilt: Patienten, die keine kolloidalen Infusionslösungen innerhalb der ersten 48 Stunden erhalten haben sowie Patienten, die < =5 l oder >5 l erhalten haben. Die Lösungen beinhalteten HES und Gelantineprodukte. Eine differenzierte Aufteilung war nicht möglich. Stetige Variablen wurden mittels ANOVA und kategorielle Variablen mittels Kruskal-Wallis Test auf signifikante Unterschiede untersucht. Des Weiteren wurde eine logistische Regression inkl. ROC-Kurven eingesetzt. Das Signifikanzniveau wurde bei p < .05 angesetzt

Ergebnisse: Die SIRS Schwere stieg mit zunehmender Infusionsmenge an kolloidalen Lösungen (1.9 ± 1.4, 2.4 ± 1.2, bzw.3.2 ± 0.9; p < .001). Eine Korrelation zu SIRS und Sepsis war nachweisbar (Fläche unter der ROC Kurve, 0.693 für SIRS und 0.669 für Sepsis; p < .001). In der logistischen Regression erwies sich dies als unabhängiger Prädiktor (Odds Ratio, 3.325, bzw. 8.984; p < .001). Die Gruppe mit mehr als 5 l/48Stunden erwies sich als schwerer verletzt, wie sich beispielhaft an ISS und Laktat bei Eintritt darstellen lässt (ANOVA, Gruppen keine Kolloide, < =5 l, >5 l; ISS: 38.5 ± 17.8, 34.6 ± 15.1, 44.1 ± 15.1, p <.001 sowie Laktat 3.3 ± 2.9, 2.7 ± 2.0, 3.1 ± 2.3, p <.001).

Schlussfolgerung: Wenn auch die prädiktive Qualität im Kollektiv der schwerverletzten Patienten mit zahlreichen Einflussfaktoren eher gering war, so zeigte sich Gabe von kolloidalen Infusionslösungen trotz allem als unabhängiger Prädiktor für eine erhöhte Rate an SIRS und Sepsis. Daher sollte die Anwendung von kolloidalen Infusionslösungen auch in der initialen Versorgungsphase des Schwerverletzten kritisch betrachtet werden