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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Nutzen und Risiken von Hartpaarungen in der Hüft-Endoprothetik – Eine retrospektive Auswertung von 2700 implantierten Keramik-Keramik Gleitpaarungen eines orthopädischen Zentrums zwischen 2003 und 2014

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Tarek Sununu - Orthopädische Abteilung, BKH St. Johann, St. Johann in Tirol, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI20-1218

doi: 10.3205/15dkou088, urn:nbn:de:0183-15dkou0883

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Sununu.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Schon in den 70-er Jahren wurden Keramik-Keramik Paarung in der Hüft-Endoprothetik verwendet, allerdings mit dem gescheiterten Konzept monolithischer Pfannenkonstruktionen aus Keramik. Fehlende Osteointegration führte zu häufigen Revisionen, auffällig war aber der geringe Verschleiß und die fehlende Reaktion auf den Abrieb. Die Frage stellt sich, welche Vor- und Nachteile eine zeitgemäße Hüft-Endoprothese mit Keramik-Keramik-Paarung gegenüber anderen Gleitpaarungen bringt.

Methodik: In der Zeit von 2003 bis 2014 verwendeten wir ein modulares sphärisches Pfannensystem (Falcon Medical) mit wechselbarem vormontierten Keramikinlay mit Titanadapter. Ab 2005 wurde die 36 mm Gleitpaarung angeboten, ab 2011 erfolgte ein vollständiger Umstieg auf die Gleitpaarung Delta.

2729 Implantationen erfolgten im angegebenen Zeitraum, 1217 Biolox-Forte-, sowie 1512 Biolox-Delta-Paarungen.

Als Komplikationen der Gleitpaarung zeigten sich 12 Geräusche und 5 Keramikbrüche.

Alle Komplikationen beschränkten sich auf 36 mm Biolox Forte Keramikinlays; alle Brüche in Form eines Durchbruches am Pfannenboden.

Der Inlay-Wechsel ist durch die spezielle Konstruktion mit einem einfachen Hebelinstrument möglich, wobei der Pfanneninnenkonus unversehrt bleibt, verwendet wird wieder ein Keramikinlay.

Ähnliche Fälle von Brüchen der Biolox Forte Keramik wurden berichtet von Abdel et al 2014, der ebenfalls 4 Inlaydurchbrüche nach Quietschen beschreibt, sowie von Daceux et al 2013.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Eine Auswertung des Prothesenregisters der Emilia Romagna von 2011 zeigt unterschiedliche Revisiongründe je Gleitpartner: Aseptische Lockerungen von Schaft oder Pfanne sind in der Gruppe der Keramik-Keramik-Gleitpaarungen am seltensten, während die Rate der Implantatbrüche mit 0,2% im Vergleich zu den übrigen Paarungen am höchsten ist.

Die eigene verfügbare retrospektive Auswertung im Zeitraum 2004 bis 2011 zeigt die positive Auswertung aus dem referenzierten Prothesenregister.

Implantatbruch 0,12%; Aseptische Lockerung Pfanne 0%, Lockerung 0,2%, periprothetische Fraktur 0,45 bei 85,6% % Verwendung von Keramik-Keramik.

Ergebnisse nur für die Keramik-Keramik-Paarungen:
Implantatbruch 0,18%; Aseptische Lockerung Pfanne 0%, Lockerung 0,2%, periprothetische Fraktur 0,45 bei 85,6%

Die verwendete Gleitpaarung hat Einfluss auf die aseptische Lockerung von Implantatkomponenten, Keramik-Keramik trägt das höhere Risiko einen Implantatbruches in sich, reduziert aber die aseptische Lockerung. Bei der Verwendung von Keramik-Keramik müssen Anwendungsergebnisse getrennt nach Biolox Forte und Biolox Delta betrachtet werden. Die Verwendung von Biolox Delta scheint ermutigende Langzeitergebnisse zu versprechen.