gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Sind zusätzliche Hüft a.p. Röntgenaufnahmen für eine präzise Planung von Hüft-Totalendoprothesen erforderlich?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Frank M. Klenke - Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Switzerland
  • Kim Kuonen - Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Switzerland
  • Viktor Petrov - Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Switzerland
  • Andrea Michel - Mathematisches Institut, Universität Bern, Bern, Switzerland
  • Klaus-Arno Siebenrock - Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Switzerland
  • Marc Attinger - Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI20-1534

doi: 10.3205/15dkou083, urn:nbn:de:0183-15dkou0839

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Klenke et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: In der Endoprothetik des Hüftgelenkes ist die korrekte Wiederherstellung einer physiologischen Biomechanik für die Gelenkfunktion wesentlich. Die präoperative Planung von Hüft-Totalendoporthesen an Becken a.p. Röntgenaufnahmen hat sich als Standard etabliert. Zunehmend wird jedoch die zusätzliche Anfertigung von Hüft a.p. Röntgenaufnahmen zur genauen Wiederherstellung des femoralen Offset (FO) empfohlen. Ziel der Studie war die Evaluierung der Differenz des FO zwischen Becken und Hüft a.p. Röntgenaufnahmen. Mit Hilfe eines mathematischen Modells sollte der Einfluss der unterschiedlichen Röntgenprojektion von Becken und Hüft a.p. Röntgenaufnahmen auf den FO berechnet werden.

Methodik: Der femorale Offset wurde auf Becken und Hüft a.p. Röntgenaufnahmen zur Planung von primären Hüft-Totalendoprothesen einer prospektiven Serie von 55 Hüften gemessen. Die Anfertigung der Röntgenaufnahmen erfolgte nach einem standardisierten Protokoll, um reproduzierbare Projektionen zu erhalten. Alle Aufnahmen wurden mit dem KingMark® Kalibrationsinstrument (Voyant Health, UK) kalibriert. Die Ermittlung des FO erfolgte mittels TraumaCad® Software (Voyant Health, UK). Es wurde ein mathematisches Modell zur Berechnung der Differenz des FO zwischen Becken und Hüft a.p. Röntgenaufnahmen unter Berücksichtigung des Strahlenganges und der Stellung des Hüftgelenkes entwickelt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der FO betrug 37.0 ± 4.8 mm auf Becken a.p. Röntgenaufnahmen und 38.2 ± 6.7 mm auf Hüft a.p. Röntgenaufnahmen (mittlere Differenz 1.2 ± 1.6 mm, p=0.21). Zwischen dem auf Becken bzw. Hüft a.p. Röntgenaufnahmen ermittelten FO bestand eine lineare Korrelation (r2=0.97). In Aussenrotation angefertigte Röntgenaufnahmen wiesen eine signifikant erhöhte Differenz des FO zwischen Hüft und Becken a.p. Röntgenaufnahmen auf ( Χ2-Test, p<0.001). Das mathematische Modell zeigte, dass der projektionsabhängige Unterschied des FO zwischen Becken a.p. und Hüft a.p. Röntgenaufnahmen 1.5% (0.6 mm) beträgt. Der FO wird durch eine Flexion/Extension oder Abduktion/Adduktion des Hüftgelenkes nicht beeinflusst. Eine Innenrotation/Aussenrotation von 30° (45°) führt zu einer projektionsabhängigen Differenz des FO von 1.6 mm (2.3 mm).

Sowohl die Messungen des tatsächlichen FO als auch die mathematische Berechnung des FO zeigen, dass die Differenz des FO zwischen Becken a.p und Hüft a.p. Projektionen vernachlässigbar ist. Lediglich bei einer hochgradigen Rotationsfehlstellung während der Röntgenaufnahme kommt es zu einer relevanten Unterschätzung des FO auf Becken a.p. Röntgenaufnahmen. Eine standardmäßige Anfertigung von Hüft a.p. Röntgenaufnahmen zur Planung von Hüft-Totalendoprothesen erscheint nicht empfehlenswert; sie führt zu einer erhöhten Strahlenexposition ohne die Präzision der präoperativen Planung zu verbessern. Bei einer fixierten Rotationsfehlstellung des Hüftgelenkes können zusätzliche Hüft a.p. Röntgenaufnahmen zu einer genaueren Wiederherstellung des FO beitragen.