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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Der individuelle Beckenteilersatz in der Revsisonsendoprothetik – Indikation, Herstellung, Operative Technik, Ergebisse

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Rudolf Ascherl - Klinik für Spezielle Chirurgie und Endoprothetik, Kliniken Nordoberpfalz AG, Krankenhaus Tirschenreuth, Tirschenreuth, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI19-1353

doi: 10.3205/15dkou079, urn:nbn:de:0183-15dkou0791

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Ascherl.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Komplexe Defektsituationen am Becken nehmen hinsichtlich Zahl und Schwere zu, nicht zuletzt aufgrund von Mehrfachwechsel-eingriffen und reduzierter Qualität wie auch Quantität verbliebenen Knochens sind die Anforderungen an Implantatdesign, Verankerung und operative Technik immer mehr gestiegen.

Nutzen, Risiken und Aufwand von Beckenteilprothesen (BTE) werden kontrovers diskutiert, – bei Patienten mit periprothetischen Infektionen wird vor der Implantation von Megaprothesen sogar gewarnt.

Klinische Ergebnisse und operative Technik, sowie unterschiedliche Herstellungsverfahren der BTEs sollten in einer retrospektiven Studie an 175 Patienten mit Beckenteilersatz verglichen und überprüft werden.

Methodik: Zwischen dem 01.01.1997 und 31.12.2014 wurden an 175 Patienten mit komplexen Defekten oder Beckendiskontinuitäten Rekonstruktionen mit individuellen Implantaten vorgenommen: 73% der Patienten waren Frauen, das Durchschnittsalter beträgt 59 Jahre (!), 80% unserer Patienten waren jünger als 65 a (!); 44% litten neben dem Beckendefekt an einer periprothetischen Infektion.

Bis 2008 wurden die Implantate über ein subtraktives Verfahren des „Rapidprototypings“ hergestellt (n=81) worden, als überwiegend modulare Prothesen aus einer Cobalt-Basislegierung (Co) in Gusstechnik; seit 2008 kommen ausschließlich SLM-Verfahren („selective laser melting“)zur Anwendung (n=94). Datengrundlage für beide Verfahren sind Computertomographien.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die jeweils zementlose Verankerung erfolgt über Finnen oder kurze, modulare Schäfte im hinteren Os ilium; Länge und Position dieser intramedullären Fixation richtet sich nach der Krafteinleitung (präoperatives FE-Modell) und der Knochenqualität (Dichtewerte im CT).

Die neuen Verfahren („SLM“) sind hinsichtlich Sitz sowie Rekonstruktion der Achsen und Beinlänge überlegen.

Bei einer Patientin kam es zum Bruch des Darmbeinzapfens durch Sturz, ebenfalls sturzbedingt waren 2 Lockerungen.

Die Luxationsrate beträgt in der Co-Gruppe 9%, in der SLM-Gruppe 10%. Bei aseptischen Revisionen ist die Infektionsrate 7% (!), nach periprothetischen Infektionen liegt die Rezidivrate gesamthaft bei 22%; trotz der Zunahme von multiresistenten Erregern entsteht bei den SLM-Patienten ein Reinfekt in 17%. Individuelle SLM-Beckenteilprothesen sind bei fortgeschrittenen acetabulären Defekten aus unserer Sicht und Erfahrung, trotz der immer noch hohen Infekt- und Luxationsraten eigentlich in Anbetracht nur palliativer Alternativen eine inzwischen gute Möglichkeit zur Rehabilitation.

Hinsichtlich der operativen Technik und klinischen Ergebnisse sind die neuen Prothesentypen aus Titan in SLM-Technik den Co-Implantaten überlegen.