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Der diagnostische Wert der frühen Implantatmigration als Prädiktor einer aseptischen Lockerung zementfreier Hüftschäfte im Langzeitverlauf
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Die frühe Implantatmigration wurde in mehreren Studien als Risikofaktor für eine spätere aseptische Lockerung zementierter Hüftschäfte und Pfannen identifiziert und entsprechende Cut-off Werte vorgeschlagen. Für zementfreie Implantate liegen hier bislang jedoch nur unzureichende Daten vor. Zudem sind uns keine Studien bekannt, die diesen Zusammenhang im Langzeitverlauf (>10 Jahre) untersuchen. In der vorliegenden Arbeit soll daher der Zusammenhang zwischen früher Migration und aseptischer Schaftlockerung für den Langzeitverlauf mit Hilfe der EBRA-FCA Methode untersucht werden.
Methodik: Wir evaluierten retrospektiv 158 konsekutive Hüften (140 Patienten), die mittels zementfreiem Titangeradschaft versorgt wurden, klinisch und mittels EBRA-FCA. Die Patienten wurden nach 3, 6 und 12 Monaten sowie jährlich im Verlauf nachuntersucht. Konventionelle Beckübersichtsaufnahmen und eine axiale Röntgenaufnahmen wurden während der ersten Woche postoperativ, zu den Follow-up Zeitpunkten sowie bei Beschwerden im Verlauf angefertigt. Das mittlere Follow-up lag bei 21 Jahren (18-24 Jahre). Alle Hüften konnten nachverfolgt werden.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Neun Schäfte wurden aufgrund einer aseptischen Lockerung nach im Mittel 10 Jahren (3-17 Jahre) revidiert. Die gelockerten Schäfte zeigten während der ersten beiden Jahre postoperativ eine signifikant höhere Migrationsrate im Vergleich zu nicht gelockerten Schäften (4.2 mm vs. 0.8 mm, p < 0.001). Die distale Migration nach 24 Monaten postoperativ war ein hochsignifikanter Risikofaktor für die spätere aseptische Lockerung (hazard ratio = 1.98 [95% Konfidenzintervall, 1.51 - 2.57], p < 0.001). Die diagnostische Güte der Migration nach 24 Monaten zur Prädiktion der aseptischen Lockerung war gut (Fläche unter der ROC Kurve, 0.86 [95% KI, 0.72-0.99], p < 0.001). Die Überlebensrate für Schäfte mit einer Migration von < =2.7mm nach 24 Monaten lag bei 94% nach 18 Jahren, während die Überlebensrate für Schäfte mit einer Migration von >2.7mm nach 24 Monaten bei 29% nach 18 Jahren lag. Schäfte mit früher aseptischer Lockerung (erste und frühe zweite Dekade postoperativ, n=5) zeigten eine mittlere Migration von 6.7mm (5.2-7.7mm) nach 24 Monaten, während Schäfte mit später aseptischer Lockerung (späte zweite Dekade, n=4) eine mittlere Migration von 1.1mm (0.4-1.5mm) nach 24 Monaten zeigten. Spät gelockerte Schäfte konnten somit aufgrund ihres Migrationsverhalten nicht frühzeitig identifiziert werden.
In der vorliegenden Arbeit konnte erstmals gezeigt werden, dass die Messung der frühen Implantatmigration sich auch bei zementfreien Hüftschäften hervorragend zur Prädiktion des Langzeitüberlebens eignet. Die Migrationsanalyse erscheint somit als geeignetes Tool zur Evaluation neuer zementfreier Hüftschäfte. Während die Sensitivität der frühen Migrationsanalyse zur Identifikation von Schäften mit einer aseptischen Lockerung im frühen bis mittleren Zeitverlauf sehr hoch war, war die Sensitivität zur Vorhersage der späten Lockerung (>15 Jahre postop) gering.