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Bedeutung der Durchleuchtung bei der akuten einfachen Ellenbogenluxation: Analyse von 68 einfachen Ellenbogenluxationen
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Veröffentlicht: | 5. Oktober 2015 |
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Fragestellung: Einfache Luxationen des Ellenbogens können in der Regel konservativ und mit funktioneller Therapie behandelt werden. Nach Literaturberichten verbleiben bei etwa der Hälfte der Patienten Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Langzeitverlauf. Bei bis zu 15% der Patienten wird eine verbliebene Instabilität beschrieben. Das Ziel dieser Studie war es, festzustellen, ob eine Stabilitätsprüfung unter Durchleuchtung nach Reposition hilfreich ist, um Patienten mit einem Risiko für posttraumatische Folgeerscheinungen frühzeitig zu erkennen.
Methodik: 68 konsekutive Patienten mit einfacher Ellbogenluxation wurden in diese retrospektive Studie eingeschlossen. Anhand der Gelenkstabilität unter Durchleuchtung wurden die Patienten in 2 Gruppen unterteilt. In Gruppe 1 war der Ellenbogen stabil (Aufklappbarkeit < 10 °), in der Gruppe 2 bestand eine vermehrte Instabilität ( > 10 ° Aufklappbarkeit). Zusätzlich wurde bei 32 Patienten eine Kernspintomographie durchgeführt und mit den Ergebnissen unter Durchleuchtung korreliert. An klinischen Outcome-Parametern wurden der Mayo Elbow Performance Score (MEPS), die visuelle Analogskala (VAS), der Bewegungsumfang (ROM) und Komplikationen sowie operative Revisionen erfasst.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 68 Patienten wurden über einen mittleren Zeitraumvon 39,6 Monaten (10 bis 82) nachverfolgt. Anhand der Stabilitätstestung unter Durchleuchtung wurden 51 Ellenbogen als stabil (Gruppe 1, 75,0%) und 17 als instabil (Gruppe 2, 25,0%) eingestuft.
Hinsichtlich des klinisches Outcomes lag kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen vor (Gruppe 1: 95.0±9.7; Gruppe 2: 91.1±15.6; p=0.26). Eine chronische Instabilität wurde bei 3 Patienten in Gruppe 2 beobachtet. 6 Patienten (8,8%) benötigten sekundäre Operation (4x arthroskopische Arthrolyse, 2x Rekonstruktion des lateralen Seitenbandes). In der Gruppe 2 war das relative Risiko (RR) für Revisionsoperation im Vergleich zu Gruppe 1 7,7-fach höher und für Komplikationen 13,5-fach höher (p jeweils <0.05).
Der Vergleich zwischen Durchleuchtung und MRT ergab eine Koinzidenz bei 25 von 32 Patienten (78,1%), das heißt Patienten mit radialen Bandriss im MRT hatten eine radiale Gelenkinstabilität unter Durchleuchtung, und umgekehrt.
Bei 4 Patienten (12,5%) war der Ellbogen unter Durchleuchtung stabil (Gelenklaxität von < 5 °), obwohl im MRT eine komplette Bandverletzung zu sehen war. Bei 3 Patienten (9,4%) bestand eine größere Gelenklaxität ( > 5 Grad), obwohl keine Bandverletzung oder nur eine Partialruptur im MRT zu erkennen war.
Die Stabilitätstestung der akuten einfachen Ellenbogenluxation unter Durchleuchtung ermöglicht, Patienten mit einem Risiko für ein weniger günstiges Ergebnis nach konservativer Therapie frühzeitig zu erkennen. Bei Patienten mit einer höhergradigen Instabilität nach Ellenbogenluxation kann alternativ eine primäre operative Bandstabilisierung in Erwägung gezogen werden.