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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Orthesenfreie Nachbehandlung versus Hard Brace bei der vorderen Kreuzbandplastik: Vier-Jahresergebnisse einer prospektiven Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Hermann O. Mayr - OCM-Klinik, Orthopädische Chirurgie, München, Germany
  • Paul Stüeken - OCM Klinik, Orthopädische Chirurgie München, München, Germany
  • Anke Bernstein - Universitätsklinikum Freiburg, Muskuloskelettales Forschungslabor, Freiburg, Germany
  • Norbert P. Südkamp - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany
  • Robert Hube - OCM-Klinik, Orthopädische Chirurgie München, München, Germany
  • Amelie Stöhr - OCM-Klinik, Kniechirurgie und Sporttraumatologie, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI11-187

doi: 10.3205/15dkou041, urn:nbn:de:0183-15dkou0418

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Mayr et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Können die patientenbezogenen und objektiven Ergebnisse nach vorderer Kreuzbandplastik mit Patellarsehne durch die postoperative Verwendung oder Nichtverwendung einer stabilisierenden Knieorthese beeinflusst werden?

Methodik: In einer prospektiv randomisierten Studie wurden 64 Patienten, die mit vorderer Kreuzbandplastik durch autologes Patellarsehnendrittel versorgt wurden in zwei gleich große Gruppen aufgeteilt. Es wurden jeweils 32 Patienten mit oder ohne stabilisierende Knieorthese für 6 Wochen nachbehandelt. Ein Follow-up fand nach vier Jahren statt. Ausgewertet wurden IKDC 2000, die KT1000 Messung und eine visuelle analoge Schmerzskala (VAS 0-10). Eine Röntgenuntersuchung wurde durchgeführt. Für die Statistik wurden der t-Test für unabhängige und gepaarte Stichproben und der Pearson-Chi-Quadrat-Test verwendet. Analysen mit einem p-Wert <0,05 wurden als statistisch signifikant bewertet. Der Unterschied in der Gesamtpunktzahl des "IKDC subjektive" stellte den primären Endpunkt dar. Ein "Power Calculation" wurde durchgeführt.

Ergebnisse: 52 der ursprünglich 64 Patienten (Follow-up 81%) wurden 4 Jahre postoperativ nachuntersucht. Die Ergebnisse des IKDC 2000 subjektive (90,5 ± 8,9 Orthesen Gruppe, 93,2 ± 6.1 orthesenfreie Gruppe), IKDC 2000 objektive (Orthesen Gruppe: A: 30%, B: 56%, C: 16%, orthesenfreie Gruppe: A: 32%, B: 48%, C: 20%) und instrumentale Messung der anteroposterioren Laxheit mit dem KT1000 (Orthesen Gruppe: 0,6 ± 2,4 mm, orthesenfreie Gruppe 1,8 ± 3,4 mm) zeigten keine signifikanten Unterschiede beim Vergleich der klinischen Ergebnisse der Patienten beider Gruppen 4 Jahre postoperativ. Der "single-leg hop" Test ergab im Vergleich der beiden Gruppen signifikant bessere Ergebnisse (p = 0,047) für die orthesenfreie Gruppe (95,8% orthesenfreie Gruppe / 76% Orthesen Gruppe mit ≥ 90% der Sprungweite im Vergleich zur gesunden Seite). In der VAS Schmerzbeurteilung bei körperlicher Belastung war die orthesenfreie Gruppe signifikant besser (p = 0,015) mit 1,0 ± 1,2 gegenüber 1,9 ± 1,4. Es gab keine Unterschiede bei arthrotischen Veränderungen und Tunnelerweiterung.

Schlussfolgerung: Die postoperative Behandlung der vorderen Kreuzbandplastik mit einer kniestabilisierenden Orthese zeigt keine signifikanten Vorteile im Vergleich zur Behandlung ohne Schiene im Vier-Jahres-Follow-up. Die Effizienz der Nachbehandlung mit Orthese sollte überdacht werden.