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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Unterschiede im Transplantatremodeling humaner VKB-Ersatzplastiken

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Katrin Herberger - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Muskuloskelettales Forschungslabor, Freiburg, Germany
  • Anke Bernstein - Universitätsklinikum Freiburg, Muskuloskelettales Forschungslabor, Freiburg, Germany
  • Norbert P. Südkamp - Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany
  • Hermann O. Mayr - OCM-Klinik, Orthopädische Chirurgie, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI11-529

doi: 10.3205/15dkou036, urn:nbn:de:0183-15dkou0360

Veröffentlicht: 5. Oktober 2015

© 2015 Herberger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Nach Ruptur des Vorderen Kreuzbandes (VKB) werden aktuell häufig Autografts der Patellar- oder Semitendinosussehne als Ersatzplastiken gewählt. Histologisch unterscheiden sie sich anfangs deutlich vom Aufbau des nativen VKB. Nach Implantation beginnen Remodelingprozesse und die Transplantate nähern sich in ihrer Struktur dem VKB an. In dieser Studie wurden zeitabhängige, histologische und immunhistologische Unterschiede zwischen den beiden Transplantatgruppen und des nativen VKB untersucht.

Methodik: In einer experimentellen Studie wurden 30 Patienten (20 m, 10 w; Durchschnittsalter: 34,2 Jahre) miteinander verglichen. Proben von 12 Semitendinosussehnenautografts (STG) und 14 Patellarsehnenautografts (PSG) wurden intraoperativ bei der Revision nach traumatischer Reruptur entnommen. Die Kontrollgruppe (KG) bildeten 4 native VKB, die innerhalb von 14 Tagen nach Ruptur intraoperativ entnommen wurden. Es folgte eine zeitliche Untergliederung der Transplantatgruppen nach Zeitabstand Graft-Implantation/Reruptur (6-12 Monate, 25-120 Monate, 120+ Monate) und nach Dauer der Zeitspanne zwischen Reruptur und Revision (innerhalb bzw. nach mehr als 100 Tagen). Die histologischen und immunhistologischen Untersuchungen beinhalteten die lichtmikroskopische Erfassung der Fibroblastenanzahl, der Crimplänge und der alpha-smooth muscle protein (αSMP) Anfärbung der Zellkerne.

Die statistische Analyse erfolgte mittels Mann-Whitney-U-Test (Signifikanz p<0,05).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Innerhalb von 100 Tagen nach Reruptur zeigte sich bei STG und PSG zunächst eine überschießende Zunahme auf das 2,5-3,5 fache der Fibroblastenanzahl im VKB (297 Zellen/mm²): STG (6-12 Monate) - 799 Zellen/mm², PSG (25-120 Monate) - 1045 Zellen/mm². Mit der Zeit nehmen diese Zahlen in beiden Transplantatgruppen wieder ab, sie liegen jedoch weiterhin über der Fibroblastenanzahl der KG (PSG: 724 Zellen/mm² nach 120+ Monaten). Im Verlauf der Implantationsdauer konnte eine Abnahme der ursprünglichen Crimplänge mit einer Annäherung an die Crimplänge des VKB (22μm) festgestellt werden (STG: 30 μm nach 6-12 Monaten, 15 μm nach 25-120 Monaten; PSG: 19 μm nach 25-120 Monaten, 14 μm nach 120+ Monaten). Der Anteil an αSMP-positiven Zellkernen liegt im VKB bei <1%. Bei den Transplantaten zeigt sich eine erhöhte Expression des Proteins zum Remodelingbeginn. Im Verlauf nähert sich die Expression den Werten der KG (STG: 11,44% nach 6-12 Monaten, 4,54% nach 25-120 Monaten; PSG: 4,14% nach 25-120 Monaten, 1,09% nach über 120 Monaten). Eine Zeitspanne von mehr als 100 Tagen zwischen Reruptur und Revision bedingt einen erneuten Anstieg einiger Parameter.

Mit der aktuellen Studie konnte bestätigt werden, dass sich die ursprüngliche Struktur der Ersatzplastik durch Remodelingvorgänge umwandelt und sich in ihrer Morphologie dem nativen VKB annähert. Die STG scheinen mit dem Remodeling frühzeitiger zu beginnen als die PSG. Bei einer Zeitspanne von mehr als 100 Tagen zwischen Reruptur und Revision kommt es zu erneuten Remodelingprozessen.