Artikel
Superinfektion einer epidermalen Inclusionszyste mit Ausbreitung in der gesamten Oberschenkelstreckmuskulatur und Ausbildung eines Fistelkarzinoms – Fallbericht und Darstellung der aktuellen Literatur
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 2. Oktober 2012 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: In dem hier dargestellten Fall einer 65-jährigen Patientin mit multiplen Atheromen wurde eine ausgeprägte Raumforderung des linken Oberschenkels bei bestehender B-Symptomatik und erfolgter Bildgebung initial als Weichteilsarkom interpretiert. Nach erfolgter histopathologischer und mikrobiologischer Untersuchung konnte die Diagnose einer superinfizierten rupturierten Epidermalzyste mit multipler Abszessbildung in der gesamten ventralen Oberschenkelmuskulatur gesichert werden. (Abbildung 1 [Abb. 1])
Methodik: Der Versuch der operativen Sanierung mittels kompartiment- und extremitätenerhaltendem Vorgehen und mehrfach erfolgter VAC-Therapie scheiterte bei häufig wechselndem Keimmuster und multiple gekammerten Abszessformationen. Es erfolgte eine erweiterte radikale Resektion der gesamten ventralen Oberschenkelmukulatur und Therapie mit dem Reserveantbiotikum Linezolid. Danach stabilisierte sich die Situation und die Patientin konnte mit unauffälligen klinischen und laborchemischen Befunden nach Hause entlassen werden. Zwei Monate danach kam es zu einer erneuten Exazerbation der Infektion am Oberschenkel. Bei strikter Ablehnung der Patientin gegenüber eines ablativen Eingriffes wurde eine stabile Fistel angelegt. Daraufhin zeigten sich die Entzündungsparameter regredient. Jedoch war die Situation aufgrund des mehrfach septierten Befundes im Oberschenkel hierdurch nicht beherrschbar. Bei nachfolgend durchgeführte Revisionsoperation zeigte sich in der histologischen Untersuchung des exzidierten Fistelgewebes ein Fistelkarzinom. Hierauf erfolgte schließlich der ablative Eingriff mit Exartikulation im Hüftgelenk, was zur endgültigen Ausheilung der Infektion führte. Eine Metastasierung des Fistelkarzinoms konnte nicht festgestellt werden.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Konstellation aus einem nicht beherrschbaren Infekt und die Entwicklung eines Fistelkarzinoms führten zur Amputation der betroffenen Extremität. Aufgrund des ausgeprägten Lokalbefundes und der Bildmorphologie bei bestehender B-Symptomatik wurde die ausgeprägte Weichteilinfektion des Oberschenkels inital als Malignom interpretiert. Speziell bei generalisierten multiplen Atheromen sollte auch eine Infektion in die Differentialdiagnostik mit einbezogen werden [1]. Das Im Verlauf diagnostizierte Fistelkarzinom stellt eine seltene Komplikation dieser Therapieoption dar. Eine Entstehung ist schon kurzzeitiger nach Fistelanlage möglich. Auch maligne Transformationen auf der Basis von Atheromen sind beschrieben [2], [3], lagen aber nach erneuter Sichtung der histologischen Vorbefunde nicht vor. Bei superinfizierten multiplen Epidermalzysten mit ausgedehntem Befall einer Extremität sollte zur definitiven Versorgung auch ein ablatives Vorgehen diskutiert werden.