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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Atypische Infektion der Hand durch Mycobacterien – 3 Fallbeispiele

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Claudia Schuster - Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Friedrich Schiller Universität Jena, Handchirurgie, Jena, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocPO15-380

doi: 10.3205/12dkou570, urn:nbn:de:0183-12dkou5701

Veröffentlicht: 2. Oktober 2012

© 2012 Schuster.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Anhand von 3 Patienten sollen die Krankheitsverläufe und Therapie dargestellt werden. In allen Fällen bestand eine schubweise verlaufende Infektsituation ohne klare Infektquelle und ohne Keimnachweis in der Routinediagnostik.

Methodik: Untersucht wurden 3 Patienten.

Es wurden Anamnese, klinischer Verlauf, intraoperative Befunde, mikrobiologischen und histologische Befunde sowie Daten aus der ambulanten Nachsorge ausgewertet.

Die Umfelddiagnostik und spezielle Therapie wurden in unserer Einrichtung durchgeführt. Die Keimdifferenzierung erfolgte im nationalen Referenzzentrum für Mycobacterien in Borstel.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Patientin 1: Erstmals 08/06 bestand eine schmerzlose Schwellung der linken Hand. Mehrfach wurden Wundrevisionen am Zeigefinger ohne Keimnachweis durchgeführt. Bei Übergreifen der Infektion auf das MCP Gelenk wurde die Patientin 05/07 in unserer Einrichtung vorgestellt. Hier erfolgte die Gelenksresektion und Stellung im Fixateur und nachfolgend die Amputation des 2. Strahles. 07/07 Abszeß des Handgelenkes ohne Keimnachweis. Erneuter Abszeß Handgelenk 11/07 mit Nachweis Mycobacterium marinum. Es wurde eine spezifische Therapie eingeleitet. Trotzdem wieder Abszessbildung Strecksehnen mit 2-fach notwendigem Debridement. Ende der Therapie 3/08.

Patientin 2: Seit 09/08 kam es ohne Trauma rezidivierend zu schmerzhaften Schwellungen der rechten Hand. Ambulante antibiotische Therapien verliefen ohne Erfolg. Ein Keimnachweis gelang nicht. Die Patientin stellte sich selbst in unserer Einrichtung bei erneut frustraner Therapie vor. Wir führten ein Debridement der Strecksehnensynovia am Handrücken durch. Es gelang der Nachweis einer TBC Infektion. Noch während des Aufenthaltes konnte die Umfelddiagnostik komplettiert und die tuberkulostatische Therapie eingeleitet werden. Die bisherige Wundheilung verlief ohne Probleme. Die Hand ist derzeit reizlos und voll funktionsfähig.

Patientin 3: 2008 wurde die Patientin von der eigenen Katze in die linke Hand gebissen. Seit dem bestand ein Synovialom mit wechselnden Schwellungen ohne Beeinträchtigung der Handfunktion. Schon bei der ersten operativen Revision in unserem Hause erfolgte die gezielte Suche nach Mycobacterien und der Nachweis einer Infektion mit Mycobacterium intracellulare. Seit dem 14.12. 2011 findet eine tuberkulostatiosche Therapie statt.

Schlussfolgerung/Diskussion: Die Infektion mit Mycobacterien ist eine seltene, aber ernst zu nehmende Erkrankung. Die Häufigkeit ist gering und oft lässt sich die Infektionsquelle nicht eruieren. Da bei der konventionellen Untersuchung ein Keimnachweis nicht gelingt, sind die Verläufe oft langwierig und komplikationsträchtig. Bei unspezifischen und untypischen Infektionen sollte daher gezielt auf säurefesten Stäbchen untersucht werden. Nur durch eine entsprechende tuberkulostatische Therapie können langjährige Krankheitsverläufe mit oft notwendigem radikalen operativen Vorgehen und entsprechendem Funktionsverlust vermieden werden.