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Partielle Meniskektomie am medialen Meniskushinterhorn nach Radialriss: Biomechanische Konsequenzen
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2012 |
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Fragestellung: Eine Teilresektion nach Radialriss im medialen Meniskushinterhorn (mMHH) kann zu beschleunigter Knorpeldegeneration führen. Allerdings ist bisher noch nicht bekannt inwiefern sich die Resektion auf beide Kniekompartimente auswirkt. Infolgedessen wäre es nützlich, ein Resektionslimit zu kennen, bei dem die biomechanische Kompetenz des traumatisierten Kompartiments erhalten bleibt. Daher war das Ziel dieser in-vitro Studie, den Einfluss verschiedener Resektionsstufen im mMHH auf die bilaterale tibiofemorale Kontaktmechanik und die zirkumferrenten Dehnungen in den Meniskushörnern zu untersuchen.
Methodik: Eine spezielle Präparationstechnik [1], [2] erlaubte einen reproduzierbaren Zugang zum mMHH von zehn humanen Kniegelenken (44,5±15,5 Jahre). Anschließend wurden die Kniegelenke in einer Materialprüfmaschine mit 500 N und 1000 N axial (v=2 mm/min) belastet. Bilaterale Messungen des tibiofemoralen Drucks (CPmax) und der zugehörenden Kontaktfläche (CA) bei Intaktzustand und nach serieller Meniskektomie mit 20%, 50% und 100% Resektionstiefe und 10mm -breite wurden mit einem dünnen, flexiblen Drucksensor (K-Scan Type 4000, Tekscan Inc., USA) durchgeführt. Dehnungssensoren (DVRT-3, Microstrain Inc., USA) in den vier Meniskushörnern (Abbildung 1A [Abb. 1]) erfassten die dort auftretenden Dehnungen. Die statistische Auswertung erfolgte mittels t-Test bzw. Mann-Whitney U-Test (SPSS Inc., USA), wobei das Signifikanzlevel auf .05, respektive .025 nach Bonferroni-Korrektur festgelegt wurde.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Unter 500 N betrug CPmax zwischen 1,5 und 2,0 MPa (1000 N: 2,7 - 3,2 MPa) (Abbildung1B [Abb. 1]). Flexion und 20% Teilresektion hatte keinen Einfluss auf CPmax. Erst nach Segmententfernung (100%) stieg CPmax signifikant um bis zu 47% bis 68% (<.025) an. Lateral wurde kein sigifikanter Druckunterschied gesehen. Die höhere Axiallast verursachte eine höhere CA (<.018). Flexion, Kniekompartiment und partielle Resektion hatte keinen Einfluss auf CA. 100% Resektion verkleinerte CA medial um 38% (500 N) bzw. 49% (1000 N) und lateral um 39% bzw. 40%. Die Dehnungen in den Meniskushörnern variierten zwischen 0,7% und 1,9% wobei sie medial stets höher waren (<.05) als lateral.
Aus biomechanischer Sicht ist der Kniegelenksknorpel nach einer partiellen Resektion des mMHH mit 20% Tiefe und 10 mm Breite noch nicht gefährdet frühzeitig zu degenerieren. Jedoch scheint es, dass sich bereits ab 50% Resektionstiefe in erhöhter Kniegelenksflexion Druckspitzen negativ auf den Kniegelenksknorpel auswirken. Klinisch können die Ergebnise dieser Studie so interpretiert werden, dass Umstellungsosteotomien erst ab einer Resektionstiefe >20% bei bereits bestehender Kniegelenksarthrose in Kombination mit einer Varusfehlstellung indiziert sind.