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Vergleichende in-vitro Untersuchung zu den biomechanischen Eigenschaften von Zuggurtungs-, Drittelrohr-Hakenplatten- und LCP-Hakenplattenosteosynthese bei simulierter mehrfragmentärer intraartikulärer Olecranonfraktur am humanen Präparat
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2012 |
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Fragestellung: Die Zuggurtungsosteosynthese von Olecranonfrakturen stellt ein weit verbreitetes und etabliertes Verfahren dar. Allerdings ist diese Technik von einer relevanten Anzahl von Komplikationen (Drahtmigration, sekundäre Dislokation) überschattet. Im eigenen Vorgehen wird die Osteosynthese mit einer zur Hakenplatte modifizierten Drittelrohrplatte durchgeführt. Die klinischen Ergebnisse sind vielversprechend. Neue, anatomisch präformierte Implantate bedienen sich des gleichen Konzeptes.
Ein biomechanischer Vergleich dieser konkurrierenden Osteosynthesetechniken existiert bis dato nicht.
Ziel der Studie war die Beurteilung der biomechanischen Eigenschaften oben genannter Techniken unter quasi-statischen und dynamischen Testbedingungen am humanen Präparat mit simulierter Olecranonfraktur.
Methodik: 30 tiefgefrorene humane proximale Ulnae wurden entsprechend ihrer trabekulären Knochenmineraldichte in drei Gruppe à 10 Präparate aufgeteilt. Entsprechend der Gruppenzugehörigkeit erfolgte die Osteosynthese einer durch Osteotomien simulierten Olecrononfraktur durch Zuggurtungsosteosynthese (Gruppe I: Technik nach Weber und Vasey, 2mm K-Drähte, 1,25mm Cerclagedraht), Hakenplattenosteosynthese (Gruppe II: 3,5mm Drittelrohrstahlplatte) und anatomisch präformierter Hakenplattenosteosynthese (Gruppe III: 3,5mm LCP-Hakenplatte, Fa. Synthes).
Die biomechanische Testung erfolgte in simulierter 30° und 90° Beugung des Ellenbogengelenkes an einer Materialprüfmaschiene (Z 005, Zwick GmbH). Es wurde eine quasi-statische und dynamische Testung über 300 Zyklen mit einer Maximalbelastung von 100 N durchgeführt. Primäres Zielkriterium waren die Sinterung und Steifigkeit des Konstrukts. Die statistische Auswertung erfolgte mittels ANOVA.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Steifigkeit des Konstrukts in Gruppe I betrug in 30° Stellung 43,1 N/mm (SD 10,2). In Gruppe II 34,92 N/mm (SD 13,02) und in Gruppe III 46,1 N/mm (SD 12,1) (p=0,11). Die Sinterung betrug in Gruppe I 0,43mm (SD 0,77), in Gruppe II 0,77mm (SD 1,16) und in Gruppe III 0,25mm (SD 0,15) (p=0,35).
Die Steifigkeit des Konstrukts in Gruppe I betrug in 90° Stellung 42,19 N/mm (SD 4,31). In Gruppe II 38,31 N/mm (SD 5,77) und in Gruppe III 41,63 N/mm (SD 5,14) (p=0,20). Die Sinterung betrug in Gruppe I 0,24mm (SD 0,42), in Gruppe II 0,29mm (SD 0,15) und in Gruppe III 0,35mm (SD 0,16) (p=0,15).
Keines der Präparate erfüllte die zuvor definierten Versagenskriterien.
Entsprechend der oben genannten Zielkriterien wurden in-vitro keine statistisch signifikanten Unterschiede in 30° und 90° Beugestellung des Ellenbogengelenkes zwischen den unterschiedlichen Osteosyntheseverfahren ermittelt. Unter klinischen Gesichtspunkten ist bei fehlendem Risiko einer Drahtmigration und vergleichbaren biomechanischen Eigenschaften die Hakenplattenosteosynthese der Zuggurtungsosteosynthese überlegen. Im Vergleich zur LCP-Hakenplatte sind die deutlich geringeren Implantatkosten ein Vorteil der modifizierten Drittelrohr-Hakenplattenosteosynthese.