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Ergebnisse der Ultrakurzschaftprothese Silent in 100 Fällen Frühanalyse und Osteopathologie der Versagensfälle
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2012 |
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Fragestellung: Die Silent-Ultrakurzschaftprothese leitet als einzige Hüftprothese den Kraftfluss vorwiegend auf den proximalen Schenkelhals und stellt biomechanisch und osteologisch hohe Ansprüche an die Primärstabilität. Eine frühestmögliche Überprüfung von Kurzzeitergebnissen der anspruchsvollen Prothese sollte Versagensfälle aufzeigen und Konsequenzen zur Patientensicherheit aufzeigen.
Methodik: 100 Patienten mit primärer Coxarthrose, normaler Anatomie und Knochentyp Dorr A (87) oder Dorr A/B (13) mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren erhielten unter intraoperativ fluoroskopischer Kontrolle einen Silent-Ultrakurzschaft über den Hardinge-Zugang. Die Nachbeobachtungszeit betrug 18 Monate (Durchschnitt 12 Mon.)
Ergebnisse:
- 1.
- Die Osteointegration war bei rascher Aufbelastung in 94 Fällen ungestört.
- 2.
- Die Wiederherstellung der anatomischen Hüftgeometrie (CCD Winkel, Offset, Beinlänge) war sehr zufriedenstellend.
- 3.
- Der klinische Verlauf war bei 94 Patienten unkompliziert mit einem rasch ansteigenden, hohen HHS bereits nach 5 Monaten.
- 4.
- In 3 Fällen muskelkräftiger Männer kam es 3-6 Wochen postop. zum Ausbruch des Schaftes. Die Calcarregion erwies sich histopathologisch als vital.
In einem Fall kam es 3 Wochen postop. zu einer Fissur mit Varisierung des Schaftes und Lockerung.
In einem weiteren Fall kam es zu einer Varisierung mit dorsaler Radiolucent line und Sekundärstabilisierung.(HHS 88)
In einem weiteren Fall kam es 7 Wochen postoperativ zu einem Prothesenausbruch nach Bagatelltrauma bei einer 60-jährigen Frau (Typ Dorr A/B) bei histologisch nachweisbarer Calcar-Osteonekrose.
Diskussion: Die non-modulare Silent-Ultrakurzschaftprothese führt zu einem exzellenten klinischen Frühergebnis mit guter anatomischer Rekonstruktion.
Die ersten 5 Versagensfälle sind eindeutig auf eine biomechanische Überforderung der knöchernen Schaftanbindung bei muskelkräftigen (bis 90 Kg) Männern zurückzuführen.
Im einzigen, durch eine Calcar-Osteonekrose hervorgerufenen Versagensfall (weibl. 60 J. 68 Kg Körpergewicht) hingegen wurde die Primärstabilität durch weite konische Auffräsung des Schenkelhalses bis zur stabilen inneren Kortikalis (Typ Dorr A/B) vorgenommen mit der Folge einer Perfusionsstörung im Calcar. Die Osteointegration in der biomechanisch wichtigen medio-caudalen Calcarregion versagte.
Schlussfolgerung: Bei zu erwartender hoher biomechanischer Primärbelastung wird nun konsequent die postoperative Teilbelastung für 4 Wochen eingehalten. Bei der Indikationsstellung ist vorwiegend der Femurtyp Dorr A wegen seiner subkortikal engmaschigen Spongiosa mit hoher Mineraldichte zur biomechanisch stabilen Schaftaufnahme geeignet.
Die frühe Darstellung und Aufarbeitung dieser äüßerst sensiblen Silent-Ultrakurzschaftprothese soll rechtzeitig Gefahren aufzeigen und Fehlschläge verhindern.
Sie stellt hohe Ansprüche an den Operateur, löst sich von dem Konzept der heute gängigen Kurzschäfte und ist trotz weltweit 9-jähriger Anwendungserfahrung zurzeit noch nicht als Routine-Operation anzusehen.