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Haben Verletzungen des vorderen Kreuzbandes Einfluss auf die posturale Kontrolle?
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2012 |
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Fragestellung: Rupturen des vorderen Kreuzbandes (VKB) zählen zu den schwersten Verletzungen im Sport. Dies liegt einerseits am Verlust der stabilisierenden Funktion des Kreuzbandes, andererseits sorgen intraligamentäre Rezeptoren für die propriozeptive Rückmeldung an das Rückenmark und das ZNS, welche nach einer Ruptur erhebliche Störungen aufweisen. Unklar ist, inwieweit sich Störung dieses propriozeptiven Feedbacks auf die Fähigkeit zum stabilen Stand, die sog. posturale Kontrolle, auswirkt. Ziel dieser Studie ist es daher, den Einfluss von VKB-Rupturen und der daraus resultierenden Beeinträchtigung der Gelenkpropriozeption auf die posturale Kontrolle zu untersuchen.
Methodik: Wir haben 58 Patienten (25,9±7,6 J, 175,8±24,4 cm, 81,9±12,0 kg) mit unilateraler isolierter VKB-Ruptur mittels computergestützter dynamischer Posturographie (CDP) untersucht und die stabile Standfähigkeit von gesundem und verletztem Bein verglichen. Die Ruptur ist kernspintomographisch und arthroskopisch verifiziert worden. Des Weiteren wurden die Probanden hinsichtlich ihrer Kniegelenksfunktion als Coper bzw. Non-Coper klassifiziert und hinsichtlich ihrer posturalen Kontrollfähigkeit untersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Der Overall Stability Index (OSI) am verletzen Bein betrug 3,7±1,5°. Auf der gesunden Seite lag der OSI bei 3,0±1,1° (p<0.001). Bei den Copern betrug im Rahmen einer Subgruppenanalyse der OSI 3,4±1,2°, bei den Non-Copern 4,0±1,6° (p=0.11).
Die posturale Kontrolle ist bei unilateraler VKB-Ruptur und geöffneten Augen um 23,3% reduziert, was das häufig beklagte subjektive Instabilitätsgefühl erklären kann. Der fehlende signifikante Unterschied zwischen Copern und Non-Copern lässt sich auf die für diese Fragestellung nicht adaptierte und daher zu geringe Fallzahl zurückführen.