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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Defektrekonstruktion am proximalen Humerus nach Tumorresektion mit einer Inversen-Tumorendoprothese

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Arne Streitbürger - Uniklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Marcel Henrichs - Universitätsklinikum Münster, Klinik und Poliklinik für Allgemeine Orthopädie, Münster, Germany
  • Georg Gosheger - Westfälische Wilhelms-Universität, Klinik und Poliklinik f. Allg. Orthopädie u. Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Wiebke Guder - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Jan Niklas Bröking - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Jendrik Hardes - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocWI36-1490

doi: 10.3205/12dkou171, urn:nbn:de:0183-12dkou1713

Veröffentlicht: 2. Oktober 2012

© 2012 Streitbürger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Proximale Humerus Rekonstruktionen mittels anatomisch konfigurierter Tumorendoprothese nach Tumorresektion führen aufgrund der operationsbedingten Defekte der Schultermuskulatur zu schlechten funktionalen Ergebnissen seitens der aktiven Schultergelenksfunktion. In der Schulterendoprothetik kann bei intakter Deltafunktion durch Verwendung eines Inversen-Prothesenmodels, trotz irreparabler Rotatorenmanschettendefekte, eine Verbesserung der aktiven Schulterbeweglichkeit im Vergleich zu anatomisch konfigurierten Schulterprothesen erreicht werden. Die Frage, ob auch bei Tumorpatienten durch die Verwendung einer Inversen-Prothese eine Funktionsverbesserung erreicht werden kann und welche Faktoren Einfluss auf das Ergebnis haben wurde in dieser Arbeit untersucht.

Methodik: In dieser Studie werden die Ergebnisse von 13 Patienten präsentiert, welche mit einer Inversen proximalen Humerus-Tumorendoprothese im Anschluss an eine Tumorresektion versorgt wurden. Indikation zur Prothesenimplantation war ein primäres Knochensarkom in 6 Patienten, Knochenmetastasen eines Karzinoms bei 5, Riesenzelltumor bei einem und 1x eine pathologische Fraktur bei Plasmozytom. Das Durchschnittsalter betrug 54 Jahre bei Operation, mit einem mittleren postoperativen Follow-up von 24,6 (range 4-95) Monaten. Bei 11 Patienten erfolgte die primäre Versorgung mittels Inverser-Prothese, bei 2 Patienten wurde bei rezidivierender Luxation einer anatomischen Tumorprothese ein Wechsel auf ein inverses Implantat durchgeführt.

Bei 10/13 Patienten konnte der N. axillaris vollständig erhalten werden.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die mittlere Operationszeit betrug 192 (range 116-305) Minuten. Die erreichten Resektionsränder nach Enneking waren 8x weit, 4x marginal, 1x intraläsional. Die mittlere Rekonstruktionslänge lag bei 12,2 (range 5-20) cm.

Der ermittelte MSTS-Score bei der letztmaligen klinischen Untersuchung der Patienten lag bei durchschnittlich 24,1/30 (range 16-29) Punkten. Seitens der aktiven Bewegung im Schultergelenk konnte ein Mittelwert von 68° für die Abduktion und 57° für die Elevation erreicht werden. Patienten mit eingeschränkter N. axillaris Funktion zeigten signifikant schlechtere Ergebnisse seitens des aktiven Bewegungsausmaßes.

Revisionsoperationen wurden bei 2 Patienten (15%) notwendig, 1x aufgrund von Wundheilungsstörungen und 1x bei Instabilität. Nur ein Patient entwickelte ein Tumorlokalrezidiv.

Schlussfolgerung: Durch Implantation eines Inversen-Prothesenmodels im Anschluss an Tumorsegmentresektionen des proximalen Humerus kann insbesondere die Abduktions- und Elevationsfähigkeit, im Vergleich mit herkömmlichen Implantaten, signifikant verbessert werden. Entscheidend hierfür ist jedoch der Erhalt des N. axillaris und hiermit die intakte M. deltoideus Funktion. Bei low-grade Sarkomen oder bei Karzinommetastasen sollte daher vermehrt die Option der Verwendung eines Inversen-Prothesenmodels zur Rekonstruktion des proximalen Humerus berücksichtigt werden.