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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Stellenwert der traumatischen Makroamputation bei Schwerverletzten – Eine Analyse des Traumaregisters der DGU

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stefan Huber-Wagner - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Unfallchirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • Patrick Delhey - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Unfallchirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • Sandra Häberle - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Unfallchirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • Philipp Ahrens - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Unfallchirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • Alexander Rauch - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Unfallchirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • Heiko Trentzsch - Klinikum der Univeristät München, Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement - INM, München, Germany
  • Peter Biberthaler - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Unfallchirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • Rolf Lefering - Private Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der operativen Medizin - IFOM, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocWI29-1139

doi: 10.3205/12dkou124, urn:nbn:de:0183-12dkou1241

Veröffentlicht: 2. Oktober 2012

© 2012 Huber-Wagner et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Behandlung von Pat. mit einer traumatischen Makroamputation (MA) stellt für das behandelnde Team eine Herausforderung dar. Ziel der Untersuchung ist es, den Stellenwert dieser Verletzung im TraumaRegister-DGU zu analysieren.

Methodik: Retrospektiv ausgewertet wurde das TR-DGU (93-2010). Einschlusskriterien waren eine MA und vorhandene Daten zum entsp. AIS-Code. Eine MA wurde als eine Extremitätenamputation proximal des Radiocarpalgelenkes bzw. des oberen Sprunggelenkes definiert. Es wurden deskriptive und Outcomeanalysen durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Insgesamt hatten von 49.834 Pat. n=926 (1,9%) eine MA. Hiervon lag bei 321 (34,6%) Patienten eine Armamputation, bei 628 (67,8%) eine Beinamputation und bei 23 (2,5%) beides vor.

Mittleres Alter der 926 Pat. war 40,2±17,9 J, 80,0% stumpfes Trauma, 78,3% männlich, 31,6% präklinisch im Schock (RR<90), mittlerer ISS 23,2±14,7, Gesamtmortalitätsrate 17,7%.

319 (34,4%) Patienten erlitten die MA i.R. eines Monotraumas (ISS<16). Häufigster Unfallhergang war mit 31,5% ein Motorradunfall, 13,5% waren verunfallte Fußgänger.

Insgesamt wurde bei 126 (13,6%) Patienten eine Replantation und bei 800 (86,4%) eine Stumpfversorgung durchgeführt.

Von den 321 Patienten mit Armamputation wurde bei 76 (23,7%), von den 628 Patienten mit Beinamputation wurde bei 53 (8,4%) replantiert.

846 (91,4%) Pat. mit MA wurden in einem Level-I Zentrum versorgt.

Bei einem univariaten Vergleich der Replantierten vs. der Stumpfversorgten erwiesen sich der ISS (17,3 vs. 24,1), RR (119 vs. 106 mmHg) und GCS (13,2 vs. 11,3) am Unfallort, RR im SR (123 vs. 108), Hb (10,6 vs. 9,1), Quick (75 vs. 64) und BE (-2,6 vs. -5,2) alle als signifikant weniger pathologisch verändert für die Gruppe der Replantierten (p < 0,001).

Ebenso war die Mortalität (5,6% vs. 19,6%) und die 24h-Mortalität (1,6% vs. 11,8%) bei den Replantierten niedriger (p < 0,001).

Die standardisierte Mortalitätsrate war mit 0,71 (95%CI 0,20-1,21) für die Replantierten deutlich niedriger als für die Stumpfversorgten mit 0,94 (95%CI 0,80-1,10).

Die Glasgow-Outcome-Scale war für die Replantierten mit 34,0% gut erholten (GOS 5) signifikant besser als für die Nicht-Replantierten mit 20,7%; mit 37,0% leicht behinderten (GOS 4) ebenfalls signifikant besser als für die Nicht-Replantierten mit 32,0% (p < 0,001).

Mit einer MA ist bei etwa jedem 50.ten Schwerverletzten zu rechnen. Beinamputationen sind etwa doppelt so häufig wie Armamputationen. Etwa jeder 6.te Patient mit MA wird replantiert, Arme etwa 3x häufiger als Beine. Replantierte sind in der Regel leichter verletzt und zeigen eine signifikant niedrigere tatsächliche und erwartete Sterblichkeit.

Da im TR-DGU keine Daten zum Lokalbefund (MESS-Score) vorliegen, kann keine umfassende Hilfestellung für die Entscheidung für oder gegen eine Replantation gegeben werden. Je weniger pathologisch jedoch ISS, Blutdruck, Hb, Quick und BE verändert sind, umso sicherer scheint die Entscheidung für eine Replantation zu sein.