Artikel
Klinisches und radiologisches Outcome nach Implantation einer inversen Schulterendoprothese bei Fracture Sequelae Typ I bis IV nach Boileau mit ossärer Defektsituation und/ oder Insuffizienz der Rotatorenmanschette
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 2. Oktober 2012 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Posttraumatische Folgezustände (Fracture Sequelae) des proximalen Humerus stellen eine äußerst heterogene Pathologie mit häufig assoziierter ossärer Defektsituation und Rotatorenmanschettendegeneration dar. Nach aktueller Empfehlung wird lediglich bei Typ IV nach Boileau zur Implantation einer inversen Endoprothese geraten. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das klinische und radiologische Outcome nach Versorgung mittels einer inversen Endoprothese bei Fracture Sequelae Typ I bis III nach Boileau zu untersuchen und Typ IV gegenüberzustellen.
Methodik: Es wurden 36 Patienten, mit einem mittleren Alter von 68 (44-89) Jahren, in die Studie eingeschlossen. 32 Patienten (Ø 70 (44-89) Jahre), davon 24 weiblich und 8 männlich, wurden prospektiv mittels Constant Score und Röntgenbildgebung in 2 Ebenen nachuntersucht.
Im Patientenkollektiv fanden sich Typ I: n=9; Typ II: n=4; Typ III: n=4 und Typ IV: n=14. Klinisch wurde prä- und postoperativ der Constant Score erhoben, radiologisch wurde das humerale Notching nach Sirveaux sowie Zeichen einer humeralen Lockerung beurteilt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: In der Gesamtgruppe stieg der präoperative CS im Median von 16 Punkten (alters- und geschlechtsadaptiert (agCS) 22%) nach einem mittleren Follow up von 29,56 Monaten, signifikant (p< 0,005, Mann-Whitney Sum Test) auf einen postoperativen CS von 56 Punkten (agCS 79%) an.
Auch in den Untergruppen zeigte sich bei Typ I (n=9, w:m=5:4, Ø 71 Jahre) ein signifikanter Anstieg (p< 0,005) von CS 14 (agCS 16%) auf CS 57 (agCS 78%); Typ II (n=4, w:m=3:1, Ø 67 Jahre) von CS 18 (agCS 22,5%) auf CS 64 (agCS 96%) (p< 0,005); Typ III (n=5, w:m=4:1, Ø 73 Jahre) von CS 18,0 (agCS 24%) auf CS 64,0 (agCS 85%) (p< 0,005) und bei Typ IV (n=14, w:m=12:2, Ø 69 Jahre) von CS 17,3 (agCS 22,5%) auf CS 49,7 (agCS 71,9%) (p< 0,005).
Zeichen einer Schaftlockerung wurde bei keinem Patienten beobachtet. Das Patientenkollektiv Typ IV nach Boileau zeigte mit 61,5% (Typ I 77,8%; Typ II 75%; Typ III 100%) das geringste Vorkommen eines scapular Notching sowie die niedrigste Ausprägung entsprechend der Klassifikation nach Sirveaux.
Bei insgesamt vier Patienten (11,1%) traten Komplikationen auf. Typ I-III nach Boileau zeigten insgesamt eine Protheseninfektion, bei Typ IV nach Boileau kam es zu zwei Infekten sowie einer Luxation mit anschließendem Inlaywechsel.
In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass die Implantation einer inversen Schulterendoprothese bei ossärer Defektsituation und/ oder Rotatorenmanschetteninsuffizienz auch bei Typ I bis III nach Boileau einen Stellenwert in der Therapie von Fracture Sequelae mit einem überschaubaren Komplikationsrisiko hat.