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Risikofaktoren für das CTS. Mögliche konkurrierende Faktoren für die künftige BK
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2012 |
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Fragestellung: Vor dem Hintergrund, das Karpal-Tunnel-Syndrom (CTS) als Berufserkrankung zu definieren wurde eine Meta-Analyse durchgeführt, die die Bestimmung signifikanter Risikofaktoren zum Ziele hatte.
Methodik: Zum Stichtag 15.02.2011 erfolgte in den Datenbanken PubMed, EMBSA, Cochrane und web-of-science ein systematisches Literatur-Review. Gesucht wurde ausschließlich nach Längsschnittstudien in deutscher oder englischer Sprache.
Ergebnisse: Die eingeschlossenen Studien (n=27)zeigten eine insgesamt hohe Heterogenität.
Die Inzidenz des CTS in allen Studien betrug 10,4 [CI95% 8,9-11,9] /1000 Personenjahre. Während in Bevölkerungsstudien die Inzidenz nur 1,8 [CI95% 1,4-2,2] /1000 Personenjahre betrug, so lag die Inzidenz bei Studien aus werktätigen Kollektiven bei 17,3 [CI95% 14,5-20,1] /1000 Personenjahre.
Dabei wurden sowohl bestimmte Berufsgruppen aber auch forcierte Handbeugung, Repetition oder ein erhöhter HAL (hand-activity level) der American Conference of Governmental Industrial Hygienists (ACGIH) als Risikofaktor für das CTS identifiziert.
Weitere signifikante Risikofaktoren für ein inzidentes CTS sind: weibliches Geschlecht, mittleres Lebensalter, Diabetes mellitus, Übergewicht, Rauchen, Alkoholabsus und psychosoziale Probleme.
Diskussion und Schlussfolgerungen: In der vorgelegten Meta-Analyse wurden erstmals nur solche epidemiologischen Studien betrachtet, die die Inzidenz des CTS ermittelten und damit Aufschluss über echte Risikofaktoren gaben. Obwohl die Heterogenität der Studien groß ist, so scheint es dennoch erwiesen, dass berufliche Belastung einer der wichtigsten Risikofaktoren für diese Erkrankung darstellt. Insofern erscheint auch nach dieser Untersuchung die Anerkennung des CTS als Berufserkrankung berechtigt. Schadenskonforme Belastungsbilder sind dabei schwere manuelle Tätigkeit per se (erhöhter HAL) aber auch chronische Flexionsbelastung und Repetition. Für spätere Begutachtungen müssen aber darüber hinaus zahlreiche konkurrierende Faktoren Würdigung erfahren.
Nach unseren Einschätzungen ergibt sich hier für die Zukunft erheblicher Forschungsbedarf. Benötigt werden prospektive Bevölkerungsstudien mit langem follow-up und klarer Definition des CTS.