Artikel
Revisionspflichtige Komplikationen bei elektiven und akuten Eingriffen in der Unfallchirurgie
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 2. Oktober 2012 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Insgesamt wurden die Behandlungsverläufe aller im Jahr 2010 operativ versorgten Patienten (n=2381) in einer unfallchirurgischen Klinik in einem Krankenhaus der Maximalversorgung hinsichtlich des Auftretens von revisionspflichtigen Komplikationen analysiert.
Methodik: Zwei Patientengruppen (Gruppe 1: akut traumatologische Eingriffe, n=1787 und Gruppe 2: elektive Eingriffe, n=594) dienten als Studienkohorten. Bei allen 2381 Patienten wurden die revisionspflichtigen Komplikationen nach Abschluss der stationären Behandlung mittels eines Komplikationsmeldebogens erfasst und quartalsweise in einer eigenen Klinikkonferenz von allen ärztlichen Mitarbeitern der Klinik analysiert. Anschließend erfolgte die Einteilung der Komplikationen in folgende Gruppen: (1) technische Komplikationen (Indikationsfehler, Implantatversagen, iatrogene Fraktur, Implantatfehllage / falsches Implantat, Instabilität), (2) Infektionen, (3) lokale Komplikationen (Wundheilungsstörungen, Hämatome) und (4) sonstige Komplikationen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei 4,3% (n=102) aller operativ versorgten Patienten war der Behandlungsverlauf durch eine revisionspflichtige Komplikation protrahiert. Mit 1,7% (n=40) waren lokale Komplikationen wie postoperative Hämatome (1,2%) oder Wundheilungsstörungen (0,5%) gefolgt von technischen Komplikationen (1,5%) die häufigste Ursache für den Revisionseingriff. Mit 0,8% war ein Implantatversagen die häufigste Ursache für eine technische Komplikation. In der Gruppe der elektiven Eingriffe war der Anteil an revisionspflichtigen Komplikationen mit 2,4% signifikant niedriger als in der Gruppe akut traumatologischer Eingriffe mit 4,9% (p<0,001).
Im Vergleich zu den Patienten ohne revisionspflichtige Komplikation war die Dauer des stationären Aufenthaltes um 6,7 Tage signifikant (p<0,05) und die Anzahl an Begleiterkrankungen (2,8 versus 3,8) tendenziell erhöht (p=0,07). Auch das durchschnittliche Patientenalter war bei den Patienten mit revisionspflichtiger Komplikation mit durchschnittlich 65 Jahren signifikant höher als bei den Patienten ohne Komplikation mit 54 Jahren (p<0,05).
Schlussfolgerung: Die Erfassung und Analyse der revisionspflichtigen Komplikationen ist eine entscheidende Qualitätskontrolle in der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie. Nicht beeinflussbare Risikofaktoren für Komplikationen sind ein höheres Patientenalter und eine erhöhte Komorbidität der Patienten. Akuteingriffe sind mit einem höheren Komplikationsrisiko behaftet als elektive Eingriffe, bei welchen eine präoperative Risikoabwägung möglich ist. Vermeidbare technische Komplikationen müssen strukturiert und systematisch analysiert werden, da an dieser Stelle das größte Potential besteht, die Rate an revisionspflichtigen Komplikationen zu senken.