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Die Heilung von Inzisionswunden erfolgt durch kapillare Angiogenese und venuläre Inoskulation
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: Die verzögerte Wundheilung nach chirurgischen Eingriffen stellt ein klinisches Problem dar, das zur erhöhten Morbidität und Mortalität von Patienten beiträgt. Um neue Konzepte zur Verbesserung der Wundheilung etablieren zu können, müssen zunächst die zugrunde liegenden, pathophysiologischen Mechanismen der Wundheilung untersucht werden. Daher war es das Ziel der vorliegenden Studie, in einem in vivo Modell die angiogenen und mikrovaskulären Prozesse in heilenden Inzisionswunden zu analysieren.
Methodik: Bei 15 C57BL/6 Mäusen wurde eine Rückenhautkammer bestehend aus Muskelgewebe, Unterhautfettgewebe und Haut präpariert. Nach 2 Tagen wurde mittels Skalpell eine 3mm lange chirurgische Inzisionswunde in der Kammer gesetzt (n=8). Anschließend wurde die Wunde mit Einzelknopfnähten (9-0 Prolene) unter Berücksichtigung einer exakten Adaptation der Wundränder genäht. Unbehandelte Rückenhautkammern dienten als Kontrolle (n=5). Danach erfolgte über 10 Tage die repetitive, intravitalfluoreszenzmikroskopische Analyse (i) der Angiogenese, (ii) der funktionellen Kapillardichte, (iii) der Inoskulation inzidierter Gefäße, (iv) des arteriolären und venulären Blutflusses sowie der Gewebenekrose im Inzisionsgebiet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Direkt nach chirurgischer Inzision war die funktionelle Kapillardichte im Inzisionsgebiet stark erniedrigt. Innerhalb des 10-tägigen Beobachtungszeitraumes wurde jedoch eine erneute Zunahme der Kapillardichte nachgewiesen. Gleichzeitig war der arterielle und venöse Blutfluss signifikant reduziert. Interessanterweise konnten sich einige inzidierte Venolen, nicht jedoch Kapillaren und Arteriolen, über den Prozess der Inoskulation wieder miteinander verbinden und somit im Heilungsverlauf reperfundiert werden. Bei nahezu allen Tieren zeigte sich initial ein nicht-perfundiertes Gewebeareal, dessen Größe im Zeitverlauf durch kapillare Angiogenese kontinuierlich kleiner wurde. In inzisionsfernen Beobachtungsfeldern war die arterielle, venöse und kapillare Perfusion nicht beeinträchtigt und vergleichbar mit der Perfusion in Kontrollkammern ohne chirurgische Inzision.
Das in der vorliegenden Studie etablierte Inzisionsmodell ermöglicht zum ersten Mal die repetitive in vivo Analyse der mikrozirkulatorischen Prozesse während der Heilung chirurgischer Inzisionswunden. Es konnte gezeigt werden, dass der initiale nutritive Perfusionsausfall im Wundgebiet durch kapillare Angiogenese im Heilungsverlauf kompensiert werden kann. Weiterhin sind durchtrennte Venolen, nicht jedoch Kapillaren und Arteriolen, dazu in der Lage, über Inoskulation reperfundiert zu werden.
Schlüsselwörter:Inzision, Wundheilung, Intravitale Fluoreszenzmikroskopie, Mikrozirkulation, Angiogenese, Inoskulation.