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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie, 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 97. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 52. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

25. - 28.10.2011, Berlin

Die extra-abdominelle Fibromatose: Bewertung operativer und strahlentherapeutischer Maßnahmen mit besonderer Berücksichtigung des Rezidivfalles

Meeting Abstract

  • P. Prodinger - Klinikum rechts der Isar, TU München, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, München, Germany
  • M. Keller - Klinikum Rosenheim, 3. Medizinische Abteilung, Rosenheim, Germany
  • B. Holzapfel - Klinik für Unfallchirurgie, Universität Würzburg, Würzburg, Germany
  • H. Pilge - Klinikum rechts der Isar, TU München, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, München, Germany
  • H. Rechl - TU München, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 97. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 52. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 25.-28.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. DocWI65-1423

doi: 10.3205/11dkou410, urn:nbn:de:0183-11dkou4102

Veröffentlicht: 18. Oktober 2011

© 2011 Prodinger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die aggressive Fibromatose, auch Desmoidtumor genannt ist eine Erkrankung mit semimalignem Charakter. Aufgrund ihrer Seltenheit (Inzidenz 4-5/1 000 000) ist sie wenig erforscht. Vor allem die hohe Rezidivrate, in der Literatur beträgt sie zwischen 40 und 60% mit einer noch höheren Re-Rezidivwahrscheinlichkeit, und der oft sehr schwierigen Resektabilität bei Extremitätenbefall stellt bei der Behandlung eine Herausforderung dar. Diese Registerstudie vergleicht das operative Vorgehen mit oder ohne adjuvanter Radiotherapie in der Primär- und Rezidivtherapie. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den prognostisch ungünstigen Rezidivfällen.

Methodik: Von 1999-2009 wurden 27 Patienten (davon 16 männliche) mit einem Durchschnittsalter von 41,1 Jahren (8-76 Jahre) der Resektion eines Desmoids unterzogen. Bei insgesamt 16 Patienten wurde im Verlauf eine adjuvante Radiotherapie durchgeführt, bei 9 Patienten als First-line Therapie. Die applizierte Strahlendosis lag zwischen 50-60 Gray, 2 Patienten wurden intraoperativ mit einer Dosis von 12 bzw. 15 Gy bestrahlt. Alle Desmoide waren extra-abdominell lokalisiert. Beurteilt wurden im Verlauf das Auftreten von Rezidiven bzw. Re-Rezidiven und die subjektive Patientenzufriedenheit. Der Beobachtungszeitraum war durchschnittlich 64,6 Monate (12-170 Monate). Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS, Gruppenvergleiche wurden anhand des Fisher-Exakt-Tests durchgeführt. Das Signifikanzniveau wurde mit p<0,05 festgelegt.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Insgesamt konnte eine 5-Jahres-Rezidivfreiheit von 42,0% erreicht werden. Bei 11 Patienten konnte chirurgisch eine R0-Situation erzielt werden, 16 hatten eine R1-Situation. Bei den Patienten mit alleiniger chirurgischer Therapie waren 38,9% im Beobachtungszeitraum rezidivfrei (R0: 60%, R1: 12,5% p=0,66), demgegenüber 66,7% bei Durchführung einer adjuvanten Radiotherapie. Betrachtet man nur die R1-resezierten Patienten zeigt sich ein deutlicher Vorteil für die adjuvante Radiotherapie gegenüber der alleinigen chirurgischen Therapie (Rezidivfreiheit: 62,5% vs. 12,5%, p=0,119). In 17 Fällen wurde eine Rezidivsituation vorgefunden und erneut reseziert. Hierbei zeigte sich ein signifikanter Vorteil für die adjuvante Strahlentherapie mit einer Re-Rezidivfreiheit von 88,8% vs. 25% bei alleiniger Operation (p=0,005). Entscheidend für das Outcome der Patienten war vor allem der Resektionsstatus. Bei nach Resektion randbildenden Desmoiden sollte eine adjuvante Radiotherapie angestrebt werden. Die Therapie von Rezidivpatienten ist aufgrund der geringen Inzidenz der Tumore noch wenig im Fokus. In unserer Untersuchung scheint die adjuvante Radiotherapie besonders im Rezidivfall ein wirksames Mittel zur Verbesserung des Outcomes zu sein. Von den Patienten, die lediglich operiert wurden, blieben nur zwei rezidivfrei. Gerade in der Rezidivtherapie kann deshalb über einen grundsätzlichen Einsatz strahlentherapeutischer Maßnahmen nachgedacht werden.