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Intubation des Leichtverletzten – Risc or fun? Eine Matched Pairs Analyse von 1200 Patienten des TraumaRegisters der DGU
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: Eine Hypoxie mit einhergehender Gewebehypoxämie kann über direkte oder verzögerte Mechanismen zu einem schlechten Outcome nach schwerem Trauma führen. Die präklinische Intubation soll den pulmonalen Gasaustausch sicherstellen. Die Indikation zur Intubation nach Trauma ist weiterhin mit einem geringen Evidenzlevel belegt. Ziel dieser Untersuchung war es den Einfluss der präklinischen Intubation als unabhängigen Risikofaktor auf den posttraumatischen Verlauf zu untersuchen. Daher wurden im Rahmen einer retrospektiven Matched pairs Untersuchung nur gering verletzte Patienten untersucht, die sich lediglich bezüglich des Merkmals Intubation unterschieden.
Methodik: Insgesamt wurden die Daten von 42.248 Patienten des Traumaregisters der deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) ausgewertet. Eingeschlossen wurden Patienten, die folgende Kriterien erfüllt haben: primäre Aufnahme, GCS 13-15, Alter≥16, maximaler AIS der Körperregionen ≤3, keine Erythrozytengabe im Schockraum, Zeitraum 2005-2008 und dokumentierte Angaben zur Intubation. Anschließend wurden die nicht intubierten Patienten (Gruppe 1) gegen die intubierten Patienten (Gruppe 2) gematched. Ein p-Wert≤0,05 wurde als statistisch signifikant gewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: 600 Patienten in jeder Gruppe entsprachen den Einschlusskriterien. Es zeigte sich, dass eine präklinische Intubation mit einer verlängerten Rettungszeit (Gruppe 1: 64,8 min.; Gruppe 2: 82,3 min.; p≤0,001) und einer vermehrten Gabe von Volumen einhergeht (Gruppe 1: 911,3 ml; Gruppe 2: 1573,8 ml p≤0,001). Gerinnungsparameter wie Quick und Thrombozyten verschlechterten sich ebenso wie der Hämoglobinwert in der Gruppe der intubierten Patienten (Quick Gruppe 1: 92,3%; Gruppe 2: 85,7%; p≤0,001; Hämoglobin Gruppe 1: 13,4 mg/dl, Gruppe 2: 12,2mg/dl; p≤0,001). Mit einer Intubation am Unfallort zeigte sich eine erhöhte Sepsisrate (Gruppe 1: 1,5%, Gruppe 2: 3,7%; p≤0,02) und eine erhöhte Prävalenz an Multiorgan (MOV)- und Organversagen (OV) (OV Gruppe 1: 9,1%, Gruppe 2: 23,4%; p≤0,001). Bezogen auf die Aufenthaltstage führte eine vermehrte Volumengabe zu einer finanziellen Mehrbelastung von ca. 4000 Euro/Fall.
Die präklinische Intubation ist mit einer Reihe von Risiken vergesellschaftet und sollte abgesehen von absoluten Indikationen wie z.B. einer posttraumatischen Apnoe kritisch abgewogen werden.