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Abgleich zwischen TraumaRegister und Beckenregister der AG III der DGU bescheinigt gute Versorgungsstrategien des Schwerverletzten mit Beckenfraktur in den teilnehmenden Kliniken
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: Beim Polytrauma ist neben der Schwere der Verletzungen auch das Verletzungsmuster verantwortlich für das Überleben oder Versterben eines Patienten. Bekanntlich wirkt sich hier ein begleitendes Schädel-Hirn-Trauma besonders schwerwiegend aus, jedoch weisen auch knapp 42% der am Trauma Verstorbenen eine schwere Beckenverletzung auf. Durch einen Abgleich der Daten des TraumaRegisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) mit dem Beckenregister der AG III der DGU war es nun erstmals möglich anhand des RISC-Scores (RISC=Revised Injury Severity Classification) einen Vergleich zwischen der rechnerisch prognostizierten Sterberate und der tatsächlich beobachteten Letalität im Patientengut der Schwerverletzten mit Beckenfraktur anzustellen.
Methodik: Es erfolgte ein Datenabgleich der Patienten der Jahre 2004-2009 aus dem TraumaRegister DGU (TR) [ca. 33.821 Patienten] und dem Beckenregister der AG III der DGU (BR) [ca. 3.320 Patienten] auf Basis der beiden SPSS©-Datenbänke. In beiden anonymen Datenbänken erfolgte eine sog. „matching“ der Patienten nach folgenden Parametern: eingebende Klinik, Aufnahmedatum, Entlassungsdatum, Alter und Geschlecht. Prozentuale Verteilungen wurden anhand des Pearsons Chi-Quadrat-Test gegenübergestellt. Der Vergleich absoluter Werte wurde durch eine multifaktorielle ANOVA-Analyse nach Bonferroni durchgeführt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Insgesamt konnten 420 schwerstverletzte Patienten mit Beckenfraktur in der Schnittmenge aus beiden Registern (TR+BR) identifiziert werden. 64% der Verletzten waren männlich und 36% weiblich. Der ISS belief sich im BR auf 27,3 und auf 26,9 im TR [ISS TR-gesamt 21,4 aus Jahresbericht 2010]. Der Hannover Polytrauma Schlüssel belief sich auf 32,6 (BR) [Schweregrad II]. Mit 10,0% (TR+BR) gegenüber 13,7% (TR) lag die Letalität unter der des Gesamtkollektivs im TraumaRegister (p=0,08). Die Differenz zwischen RISC-Prognose und tatsächlicher Letalität war in der Schnittmenge aus TR+BR vom Zahlenwert her größer, 4,09 vs. 2,67 TR, jedoch ebenfalls ohne statistische Signifikanz.
Schwerverletzte mit Beckenfraktur zeigten im Vergleich zum Gesamtkollektiv eine größere Verletzungsschwere, jedoch mit niedrigerer Letalität. Somit ordnet sich die begleitende Beckenfraktur beim Polytrauma weiterhin hinter den die Letalität mehr beeinflussenden Verletzungen wie Schädel-Hirn-Trauma sowie Thorax- und Abdominaltrauma ein. Analog zum TraumaRegister überleben Schwerverletzten mit Beckenfraktur deutlich häufiger als anhand der RISC-Prognose vorhergesagt. Diese Daten sprechen per se für eine gute Versorgungsstrategie von Beckenfrakturen der an beiden Registern teilnehmenden Kliniken.