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Postoperative Entwicklung von Knochendichte, Muskelmasse und Muskelkraft nach Hüftendoprothesen-Implantation
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: Während zahlreiche Studien die Minderung der periprothetischen Knochendichte nach Hüftendoprothesen-Implantation belegen, ist deren Auswirkung auf die gesamte untere Extremität noch weitgehend unerforscht. Ziel dieser Studie war es, die postoperative Entwicklung von Knochendichte, Muskelmasse und Muskelkraft der unteren Extremität nach Implantation zementierter und unzementierter Hüftstiele zu analysieren und Zusammenhänge zwischen den einzelnen Parametern zu ermitteln.
Methodik: Untersucht wurden 41 Patienten, die im Zeitraum von März 2009 bis März 2010 je nach Alter und Knochenstruktur entweder mit einem zementfreien Hipstar®-Stiel (Gruppe A, n=26, Alter 62 J) oder einem zementierten Exeter®-Stiel (Gruppe B, n=15, Alter 75 J) in Kombination mit dem Trident® TC Pfannensystem mit Polyethylen-Insert aus X3 ® und einem Keramikkopf endoprothetisch versorgt wurden. Präoperativ sowie 3, 6 und 12 Monate postoperativ wurden die Knochendichte und die Muskelmasse der operierten unteren Extremität mittels DXA gemessen. Die maximale, isometrisch erzeugte Muskelkraft wurde mittels einer Vorrichtung mit Druckkraftsensor erfasst. Eine deskriptive Analyse der Daten erfolgte mittels SPSS. Für alle Variablen wurden Mittelwerte und Standardabweichungen errechnet. Es wurden Vergleiche mittels des Friedman-Tests (FR) bzw. des Wilcoxon-Tests für Paardifferenzen (WI) vorgenommen, wobei das Signifikanzniveau auf p≤0,05 festgelegt wurde.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: In Gruppe A (zementfrei) kam es zur Minderung der Knochendichte von 1,336±0,149 g/cm² präop. auf 1,295±0,156 g/cm² 12 Monate postop. (WI-Test p=0,003). Bezüglich der Muskelmasse gab es keine signifikanten Veränderungen (13,39±2,690 vs. 13,16±2,761 g). Die Muskelkraft stieg von 973,7±645,1 N präop. auf 1338,5±660,1 N 12 Monate postop. an (WI-Test p=0,001). In Gruppe B (zementiert) waren hinsichtlich der Knochendichte keine signifikanten Veränderungen von präop. zu 12 Monaten postop. zu verzeichnen (1,372±0,142 vs. 1,238±0,128 g/cm²). Dagegen nahm die Muskelmasse von 10,78±1,795 g präop. auf 10,85±1,849 g 12 Monate postop. signifikant zu (WI-Test p=0,011). Ebenfalls zu einem signifikanten Anstieg kam es bei der Muskelkraft von 650,2±338,0 N präop. auf 1168,9±442,6 N 12 Monate postop. (WI-Test p=0,001). Analog zu der in anderen Studien beobachteten postoperativen Minderung der periprothetischen Knochendichte kommt es nach Implantation zementfreier Hüftstiele zu einer Abnahme der Knochendichte der gesamten unteren Extremität. Demgegenüber wird für zementierte Hüftstiele ein Anstieg der Muskelmasse ohne Veränderung der Knochendichte verzeichnet. Unabhängig vom Verankerungstyp kommt es postoperativ zu einem Anstieg der Muskelkraft. Inwieweit die Muskelmasse als objektives Maß für die Beurteilung der maximalen Muskelkraft der Extremität herangezogen werden kann, ist hierbei zu diskutieren. In weiterführenden Studien soll mittels größerer Stichproben und über einen längeren Zeitraum die Korrelation von Knochendichte und Muskelmasse geprüft werden.