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Der Einfluss eines Zementapplikators auf die femorale Fixierung beim Oberflächenersatz des Hüftgelenks
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: Im Report des australischen Hüftgelenkersatzregisters von 2010 betrug die kumulative Revisionsrate für den Oberflächenersatz 7,2% nach 9 Jahren. Die häufigsten Revisionsgründe waren die Schenkelhalsfraktur gefolgt von der aseptischen Lockerung (33,4%). Die meisten Oberflächenersatzprothesen nutzten eine Hybridfixierung mit zementierter Femurkomponente und zementfreier Pfanne.
Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen eines Zementapplikators auf die Fixierung der femoralen Komponente beim Oberflächenersatz zu evaluieren. Dabei sollte untersucht werden, inwieweit dieses Instrument die Interface-Temperatur, den Zementpenetrationsdruck und die Zementverteilung beeinflusst.
Methodik: Die BHR Oberflächenersatzprothese (BHR™; Smith & Nephew GmbH, Marl) wurde mit zwei verschiedenen Zementiertechniken unter Verwendung von Simplex P® Zement (Stryker GmbH & Co. KG, Duisburg) implantiert. Zementiertechniken: A) Drittel-Kappe-Schwenk Technik nach McMinn, B) Verwendung eines Zementapplikators. Um standardisierte Bedingungen zu erreichen, wurden die Oberflächenersatzkappen auf jeweils zehn knochenvalidierte und standardisierte Schaumprüfkörper zementiert. Es wurden Penetrationsdruck (XPM5-Druckaufnehmer, Disynet GmbH), Interfacetemperatur (PT100 Temperatursensor, B+B Thermo-Technik GmbH) sowie Zementfläche, Zementpenetrationstiefe und Zementdefektgrößen (in digitalisierten und binärcodierten Bildern der Schnittflächen) gemessen und die Techniken verglichen.
Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS für Windows und dem Wilcoxon-Test mit einem Signifikanzniveau von p<0,05.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Beim mittleren Zementpenetrationsdruck konnte zwischen den Zementiertechniken ein signifikanter Unterschied (PA=137 MPa (±57) MPa; PB=44 (±20) Mpa) ermittelt werden. Die Interfacetemperaturen zeigten keine wesentliche Differenz (ATmax=40,0 (±4,1) °C) (BTmax=36,3 (±6,0) °C). Es gab eine deutliche und signifikante Verschiedenheit der Untersuchungsgruppen bezüglich der Zementverteilung: Zementfläche A=351,5 (±12,7) mm²; B=239,1 (±34,2) mm², Zementpenetrationstiefe A=6,4 (±0,4) mm; B=4,3 (±1,4) mm und Zementdefektgröße A=10,4 (±1,1) mm; B=0,0 (±0,0) mm.
Die Zementiertechnik hatte einen entscheidenden Einfluss auf die in unserer Studie gemessenen Parameter. Mit der McMinn Technik besteht eine Herstellerempfehlung bei der weder hohe Drücke noch Interfacetemperaturen auftreten, die den Knochen irreversibel schädigen könnten. Es kommt jedoch im unteren distalen Bereich der Kappe zum Ausbleiben einer suffizienten Zementpenetration. Trotz der Reduktion des unter der Prothese verbleibenden Zements war der Zementapplikator in der Lage eine deutlich bessere Zementverteilung zu erreichen.
Dies ist von Bedeutung, weil Zementdefekte an der unteren äußeren Prothesenwand Osteolysen begünstigen können, da es am Implantat-Knochen-Übergang zu einem direkten Kontakt von Synovialflüssigkeit und Abriebspartikeln mit dem Knochen kommen kann.