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Wie beeinflusst die Implantation einer Knietotalendoprothese (Genesis II) mit und ohne Retropatellarersatz die Kniegelenkskinematik und den retropatellaren Druck?
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: Bezüglich der Frage, wann die Indikation zu einer Knietotalendoprothese gestellt werden sollte, herrscht zwischenzeitlich weitgehende Einigkeit. Kontrovers diskutiert wird allerdings die Frage ob zusätzlich ein Retropatellarersatz erfolgen sollte. Einer Vielzahl klinischer Arbeiten, welche tendenziell eher für einen zusätzlichen Retropatellarsatz sprechen, stehen wenige biomechanische Untersuchungen gegenüber, welche teilweise kontroverse Ergebnisse lieferten, aber eher ungünstige Einflüsse eines zusätzlichen Retropatellarsatzes auf die retropatellaren Drückverhältnisse nachweisen. Ziel dieser Arbeit war es, an humanen Kniegelenkspräparaten den Einfluss der Implantation einer Knietotalendoprothese mit und ohne Retropatellarersatz auf die retropatellare Druckverteilung und die Kniegelenkskinematik zu analysieren.
Methodik: Unter Verwendung eines kraftgesteuerten dynamischen Kniekinemators wurden an 7 humanen Kniepräparaten muskelbelastete Kniebeugen simuliert und die Kinematik sowie die retropatellare Druckverteilung am nativen Kniegelenk, nach Implantation einer Genesis II-Knietotalendoprothese und nach zusätzlicher Implantation eines Retropatellarersatzes gemessen. Zusätzlich wurden jeweils am Musculus quadrizeps drei verschiedene Kraftverteilungsmuster (vermehrte Last auf dem Vastus medialis, zentral und auf dem Vastus lateralis) angelegt und analysiert. Die Kinematik wurde anhand eines Ultraschallkoordinatenmesssystems (ZEBRIS) und die Druckverteilung mithilfe von resitiven Druckmessfolien (TEKSCAN) analysiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Der flächigeren Auflage der Patella am nativen Kniegelenk, stehen eine eher lineare Auflage der nativen Patella nach Implantation einer Knietotalendoprothese und eine eher punktuelle Auflage nach zusätzlichem Retropatellarersatz gegenüber. Interessant war die Beobachtung, dass sich der retropatellare Maximaldruck nach Implantation einer Knietotalendoprothese im Vergleich zum nativen Präparat ca. verdoppelte und nach zusätzlicher Implantation eines Retropatellarersatzes sogar vervierfachte.
Diese hohen retropatellaren Spitzendrücke bei reduzierter Anlagefläche sprechen eher für das Belassen der nativen Patella. Demgegenüber stehen Metaanalysen klinischer Studien welche insgesamt eher einen zusätzlichen Retropatellarersatz befürworten. Inwieweit ein Patient nach Implantation einer Knietotalendoprothese mit oder ohne Retropatellarersatz postoperativ retropatellare Beschwerden bzw. einen vorderen Knieschmerz entwickeln wird, ist gegenwärtig schwer vorherzusagen. An unserem Hause wird die Indikation zum Retropatellarersatz von den praeoperativ klinisch provozierbaren retropatellaren Beschwerden abhängig gemacht. Bei einer klinisch ausgeprägten Retropatellararthrose erfolgt ein Rückflächenersatz, in den übrigen Fällen wird darauf verzichtet.