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Nierenverletzung und Polytrauma: Outcome, Verlauf und Behandlungsalgorithmus. Eine organspezifische Auswertung von 835 Patienten des TraumaRegisters der DGU
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: Die Bedeutung der Nierenverletzung wurde beim schwerstverletzten Patienten innerhalb eines großen Kollektivs bisher nur unzureichend untersucht. Ziel dieser Untersuchung war es, die Prävalenz der Nierenverletzung in Verbindung mit dem Outcome und der zurzeit gängigen Behandlungspraxis zu untersuchen.
Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Analyse aus dem gesamten Datensatz des TraumaRegisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (1996-2007). Eingeschlossen wurden Patienten mit einem Injury Severity Score (ISS) ≥16, primärer Aufnahme in ein Traumazentrum und einem Alter ≥16 Jahre. Alle Patienten mit einer Abdominalverletzung (Abbreviated Injury Scale [AIS] Abdomen ≥2) wurden denjenigen mit einer Nierenverletzung (AIS Niere ≥2) gegenübergestellt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Von 6218 Patienten mit einer abdominellen Verletzung erlitten 835 (13,3%) zusätzlich eine Nierenverletzung (AISAbdomen ≥2, AISNiere 2-5) und wurden in Abhängigkeit vom Schweregrad nach der Klassifikation der American Association for the Surgery of Trauma (AAST) analysiert. AAST Niere II: 45,5%, III: 31,1%, IV: 15,6%, V: 7,8%. Patienten mit führender Nierenverletzung (Grad IV und V) zeigten dabei einen signifikanten Anstieg der Letalität (IV°: 32,3, V°: 40,0%) und der Operationsprävalenz (IV: 61,5, V: 81,5%). Mit zunehmendem Grad der Nierenverletzung stieg jedoch auch die Gesamtverletzungsschwere (ISS) an. Die Verletzung der Niere stellte keinen zusätzlichen Risikofaktor dar und führte nicht zu einer Steigerung der zu erwartenden Letalität nach dem Revised Injury Severity Classification Score (RISC-Score). Die Dialyserate bei den überlebenden Patienten zeigte zunächst eine Zunahme in Abhängigkeit vom Grad der Nierenverletzung (II: 5,5%, III: 7,6%, IV: 18,8%), bei den Grad-V-Verletzungen fiel sie auf 8,3%.
Die hier dargestellten Ergebnisse zeigen die Prävalenz und das Outcome von Nierenverletzungen erstmalig an einem großen Kollektiv innerhalb des TraumaRegisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Vor dem Hintergrund der aktuellen Literatur und dem zurzeit gängigen Verletzungsmanagement wird hieraus ein Behandlungsalgorithmus abgeleitet.