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Regenerat-Augmentation bei Segmenttransport der Tibia mit konzentriertem Beckenkammblut
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: Die Distraktionsosteogenese für segmentale Knochendefekte der Tibia ist ein aufwendiges und komplikationsreiches Verfahren. Hierbei sind lange Behandlungszeiten mit höheren Kompliaktionsraten durch längere Fixateurtragezeiten direkt miteinander verbunden. Die Regenerat-Insuffizienz (in 10-30%) führt nicht selten zum Verlust des Unterschenkels. Das therapeutische Potential einer Regenerat-Augmentation liegt somit sowohl in einer Beschleunigung der Kallus-Reifung und damit Verkürzung der Fixateur-Tragedauer als auch einer Senkung der Regenerat-Insuffizienzen bei kritischer Knochenqualität. Für Pseudarthrosen, Knochenzysten und -nekrosen sind vielversprechende Behandlungsergebnisse mit konzentriertem Beckenkammblut (BMAC) beschrieben. Ziel dieser prospektiven Studie ist es, die Anwendung auf den tibialen Segmenttransport zu prüfen.
Methodik: Bei 9 Patienten (41.5 Jahre) mit posttraumatischen Segmentdefekt der Tibia (4,4-9,7 cm, durchschnittlich 7,1 cm) erfolgte nach Weichteildeckung durch lokale und freie Lappenplastiken eine Distraktionsosteogenese über einen Ilizarov-Ringfixateur. Nach Abschluss der Distraktionsphase wurde im während der Docking-Operation die Punktion des Beckenkamms mit Aspiration von 60 ml Beckenkammblut durchgeführt. Hieraus wurde intraoperativ das BMAC über Dichtegradientenzentrifugation (SmartPrep2TM, Harvest Technologies) gewonnen und perkutan unter radiologischer Kontrolle in die zentrale Wachstumszone des Regeneratschlauches eingebracht. Zusätzlich wurden Aspirat und BMAC auf die zelluläre Zusammensetzung und den Konzentrationsgrad mittels Durchflusscytometrie (FACSCalibur) untersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Knöcherne Konsolidierung des Regenerates wurde bei allen Patienten mit einem Healing Index von 27.9-52.8 (40,9) d/cm erreicht. Hierbei zeigte sich ein Verhältnis des Distraktions-Index von 14 d/cm gegenüber der Konsolidationsphase von 26.9 d/cm. Regenerat-Insuffizienzen traten trotz der posttrauamtischen Ausgangssituationen nicht auf. Bei einem Patienten kam es bei knöcherner Konsolidierung des Regenerates zu einer Pseudarthrose im Dockingbereich. Nachteilige Auswirkungen der Regenerat-Augmentation zum Ende der Distraktionsphase wurden nicht beobachtet. Die mittlere Anreicherungsrate der Zellen im BMAC im Vergleich zum Aspirat wurde mit 4,60±1,23 (n=7) bestimmt. Die Zusammensetzung der Zellen (in %) war nach Anreicherung nicht signifikant verändert (Granulozyten Aspirat 75,9/BMAC 76,6; Lymphozyten 17,7/16,9; Monozyten 3,1/3,6; CD34-positive Zellen 1,1/1,3; CD45- CD90+ 0,76/0,93. BMAC zur Regenerat-Augmentation zeigt sich nach den ersten Ergebnissen und in Übereinstimmung mit der Literatur als ein sicheres und intraoperativ einfach durchführbares Verfahren. Ob Regenerat-Insuffizienzen vermieden und eine beschleunigte Regenerat-Reifung erzielt werden, müssen größere Patientenzahlen zeigen.