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Funktionelle Ergebnisse nach Ellenbogentotalprothesenimplantation zur Behandlung schwerer Verletzungen des älteren Patienten
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: Schwere Verletzungen des Ellenbogens wie z.B. distale Humerustrümmerfrakturen, komplexe Luxationsfrakturen und chronische Luxationen stellen, vor allem beim zusätzlich osteoporotischen Knochen, den behandelnden Unfallchirurgen vor eine schwierige Aufgabe. Um zu beantworten, ob eine Ellenbogenprothese eine mögliche Therapieoption darstellt, wurden die funktionellen Ergebnisse nach primärer und sekundärer Implantation einer teilgekoppelten Ellenbogenprothese vom Typ „Coonrad/Morrey“ bei komplexen frischen oder chronischen Ellenbogenverletzungen nachuntersucht.
Methodik: Im Zeitraum von März 2005 bis Dezember 2010 wurden bei 28 Patienten insgesamt 30 teilgekoppelte Ellenbogenprothesen Typ „Coonrad/Morrey“ implantiert. Bei 10 Patienten erfolgte eine primäre Implantationen bei vorliegenden C3-Frakturen nach AO-Klassifikation, bei 18 Patienten erfolgte eine sekundäre Implantationen bei chronischen, posttraumatischen (Sub-)Luxationen (n=3), Pseudarthrosen (n=4), posttraumatischen Arthrosen (n=8) und Osteosyntheseversagen (n=3), sowie 2 Reimplantationen nach zweizeitigem septischen Prothesenwechsel. Die Nachuntersuchungen der Patienten erfolgte im Schnitt 14 Monate (±9) postoperativ. Das funktionelle „outcome“ wurde mit dem prothesenspezifischen „Mayo Elbow Prosthesis Score“ und dem funktionsausgerichteten „Mayo Elbow Performance Score“ bewertet. Der Altersdurchschnitt der 19 weiblichen und 9 männlichen Patienten betrug 68 Jahre (±6).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei allen 28 Patienten zeigten sich gute bis sehr gute Ergebnisse entsprechend der verwendeten Scores. Im Durchschnitt wurden bei beiden Prothesenscores 95, bei maximal 100 möglichen Punkten, erreicht. Die ROM für Extension/Flexion betrug im Mittel 92° (Min 55/Max 115), die Pronation/Supination 144° (Min 100/Max 160). Im Schnitt verblieb ein postoperatives Streckdefizit von 19° (Min 10/Max 50), die durchschnittliche maximale Flexion lag bei 112° (Min 90/Max 130). Im Verlauf kam es zu 2 Teilabrissen der Trizepssehne (1x operative, 1x konservativ), einer Irritation des N. ulnaris sowie zwei entlastungswürdigen Hämatomen. Zusätzlich kam es bei zwei Patientinnen zu einem periprothetischem Infekt mit nachfolgendem zweizeitigem Wechsel. Lockerungszeichen oder sonstige mechanische Probleme der Prothese zeigten sich während des Untersuchungszeitraumes bei den anderen Patienten nicht. Statistisch nachweisbare Unterschiede in den Komplikationsraten sowie den funktionellen Ergebnissen zwischen den Patienten mit primärer und sekundärer Prothesenimplantation zeigten sich nicht. Die hier dargestellten sehr guten funktionellen Ergebnisse und vor allem die fast vollständige Beschwerdefreiheit der Patienten zeigen, dass die Ellenbogenprothese eine ernst zu nehmende Behandlungsalternative zu den herkömmlichen Rekonstruktionsversuchen mit Osteosynthesen darstellt. Die Komplikationsrate entspricht, auch bezogen auf die Infektrate, in etwa Patienten mit rheumatischen Erkrankungen als Indikation zur Implantation einer Prothese.