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Osteoporose als Langzeitfolge der Chemotherapie bei Patienten mit malignen Knochentumoren
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
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Fragestellung: Hochdosis-Methothrexat (hd-MTX), welches als Standardchemotherapeutikum in den Therapieprotokollen zur Behandlung von Osteosarkomen eingesetzt wird, gilt – v.a. bei Kindern und Jugendlichen – schon lange als hochsuspekt hinsichtlich seines negativen Einflusses auf die Knochendichte. Jüngste Literaturveröffentlichungen zweifeln jedoch an, dass hd-MTX alleinig Verursacher einer solchen Chemotherapie-induzierten Knochendichteminderung ist, da auch der BMD (bone mineral density) von Patienten mit Ewing Sarkom, deren Behandlung ohne MTX erfolgt, eine Reduktion im Langzeitverlauf aufweist. Aus diesem Grund untersuchten wir die an unserer Klinik aufgrund eines Ewing Sarkoms bzw. Osteosarkoms behandelten Patienten hinsichtlich Osteopenie/Osteoporose-assoziierten Frakturen.
Methodik: Zwischen 1994 und 2008 fanden sich insgesamt 107 Patienten unter 50 Jahren mit malignen Knochentumoren, welche sich hinsichtlich histologischer Differenzierung auf 51 Ewing Sarkome – 31 männlich und 20 weiblich – mit einem Durchschnittsalter bei Diagnose von 17 Jahren (±11SD) und 56 Osteosarkome – 36 männlich und 20 weiblich – mit einem Durchschnittsalter bei Diagnose von 23 Jahren (±12SD) verteilten. Wir untersuchten die Patientenakten auf stattgehabte Frakturen nach erfolgter Chemotherapie.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: In sechs Fällen – bei zwei Ewing Sarkom (2/51; 4%) und vier Osteosarkom Patienten (4/56; 7%) – konnten pathologische Frakturen ohne Hinweis auf eine traumatische Genese gefunden werden. Hinsichtlich Zeitpunkt und Lokalisation handelte es sich um eine Fraktur des proximalen Femurs mit Auftreten 107 Monate nach Tumordiagnose, vier Frakturen des distalen Femurs nach 27, 29, 51 und 72 Monaten und zwei Frakturen der proximalen Tibia nach 29 und 32 Monaten (ein Patient erlitt zugleich zwei Frakturen betreffend den distalen Femur sowie die proximale Tibia).
Wie aus diesen Fallberichten ersichtlich wird, sind Knochenbrüche als Folge eines osteoporotischen Prozesses nach Chemotherapie bei Patienten mit malignen Knochentumoren nicht unbekannt. Und obwohl in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten beschrieben, sind diesbezügliche therapeutische Empfehlungen zur Prophylaxe sehr dünn gesät. Des Weiteren stellt das Auftreten von Frakturen sowohl bei Osteosarkom- als auch bei Ewing Sarkom-Patienten Methothrexat als Hauptverursacher der Chemotherapie-induzierten Osteoporose in Frage. Zudem vermuten wir eine hohe Dunkelziffer hinsichtlich dieses altersuntypischen Knochenabbaus, da Sarkom-Patienten nicht standardmäβig bezüglich ihres Knochenstatus untersucht werden. Daher sehen wir die dringende Notwenigkeit zu 1. einer Durchführung weiterer Studien unter Einbezug einer standardisierten Knochendichtemessung mittels DEXA (dual-energy-x-ray-absorptiometry), und 2. gegebenenfalls einer frühzeitigen supportiven Therapie.