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Defizite der posturalen Kontrolle bei Patienten mit ausgeheilten intraartikulären Calcaneusfrakturen – ein klinisch relevantes Problem?
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
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Fragestellung: Defizite der Stand- und Gangstabilität werden als bedeutsame Residuen intraartikulärer Fersenbeinbrüche angesehen. Während posttraumatische Veränderungen des Abrollmusters bereits mehrfach untersucht wurden existiert bislang keine Studie, in der die Gleichgewichtsfähigkeit von Patienten mit ausgeheilten Calcaneusfrakturen messtechnisch erfasst wurde. Mit der Messung der Standstabilität auf dem Posturomed® steht ein valides System zur Erfassung der posturalen Kontrolle zur Verfügung. Das Ziel dieser Studie war, Defizite der posturalen Kontrolle bei Patienten mit ausgeheilten intraartikulären Calcaneusfrakturen zu quantifizieren und mit dem klinischen Ausheilungsergebnis zu vergleichen.
Methodik: Zwischen Juli 2007 und Juli 2008 wurden 60 Patienten mit ausgeheilten unilateralen, intraartikulären Calcaneusfrakturen eingeschlossen und standardisiert nachuntersucht (SF-36, AOFAS-Score, Beweglichkeitsprüfung und Umfangmessungen der unteren Extremitäten, isokinetische Kraftmessung von Plantarflexion und Dorsalextension im OSG (Contrex MJ®, CMV, Dübendorf, CH) sowie Quantifizierung der Standstabilität (Posturomed®, Haider-Bioswing, Pullenreuth, D). Nach Plattenauslenkung um 10mm wird die 60x60cm große Plattform durch unwillkürliches Lösen eines Elektromagneten in horizontale Schwingung versetzt wobei der Patient im Einbeinstand die Aufgabe erhält, die Platte möglichst stabil zu halten (Messzeit 10 Sekunden, unbegrenzte Anzahl von Probeversuchen, Mittelung von 5 Versuchen pro Bein, Zielmessgröße: Seitendifferenz des Plattformweges, Wilcoxon Test, Spearman CC, α=0,05).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: An der verletzten Extremität. zeigte sich eine statistisch signifikante Reduktion von Unterschenkelumfang (–1,3±1,4cm, –3,5%, p<0,001) und OSG Beweglichkeit (–15°±12°, –24%, p<0,001). Die Posturomed-Messung konnte aufgrund der schlechten Standstabilität vieler Patienten (<10s) nur bei 37 Patienten regulär durchgeführt werden, so dass die Zeit bis zum Absetzen des Gegenbeines als Zielmessgröße herangezogen wurden. Die Patienten konnten auf dem unverletzten Fuß durchschnittlich 7,6±2,1 Sekunden, auf dem betroffenen Fuß nur 4,2±2,9 Sekunden stehen (47%±31%). Während Umfangsdifferenz und Seitendifferenz der Standstabilitätsmessung nur gering korrelierte (CC 0,15–0,29) zeigte sich eine mittlere positive Korrelation zwischen Standstabilitätsmessung und klinischen Fragebögen (Posturomed – AOFAS r=0,36, Posturomed – SF 36 KSS r=0,30) sowie eine gute Korrelation der Seitendifferenzen von Kraft und Standstabilität (isometrisch CC=0,43, konzentrisch CC=0,29, exzentrisch CC=0,56).
Intraartikuläre Calcaneusfrakturen sind mit einer erheblichen Beeinträchtigung der Gleichgewichtsfähigkeit assoziiert. Dieser Zusammenhang ist einerseits durch die trauma-assoziierte Schädigung der Propriozeptoren, andererseits durch eine deutliche Kraftminderung der Unterschenkelmuskulatur zu erklären und scheint einen hohen Einfluss auf die Patientenzufriedenheit zu haben.