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Prothese oder winkelstabile Osteosynthese bei intraartikulären Frakturen des distalen Humerus im höheren Lebensalter?
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
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Fragestellung: Ziel der Studie ist die Gegenüberstellung des funktionellen Outcomes und die Ermittlung der Komplikationsfrequenz nach endoprothetischem Gelenkersatz (TEA) oder Osteosynthese (ORIF) von intraartikulären distalen Humerusfrakturen vom AO Typ C1-3 bei über 60jährigen.
Methodik: Im Zeitraum 01/2006 bis 01/2009 wurde bei acht Patienten (5♀ ,3♂ ) mit intraartikulären distalen Humerusfrakturen (1xC1, 7xC3) der primäre Gelenkersatz mit einer teilgekoppelten Totalendoprothese (Coonrad/Morrey Total Elbow, Fa. Zimmer) durchgeführt. Der Altersdurchschnitt betrug 73 Jahre (63–80, SD 6). Im gleichen Zeitraum wurden 15 Patienten (13♀ ,2♂ ) und einem Durchschnittsalter von 73 Jahren (62–93, SD 11) mit einem winkelstabilen Doppelplattensystem (LCP Distal Humerus Plates System, Fa. Synthes) behandelt. Nach AO-Klassifikation handelte es sich um eine C1, zwei C2 und 12 C3 Frakturen. Das funktionelle Ergebnis wurde anhand des Mayo Elbow Performance Scores (MEPS) sowie der klinischen Untersuchung bewertet und Verlaufskomplikationen erfasst. Alle Patienten der TEA Gruppe konnten nachuntersucht werden. In der ORIF Gruppe wurde eine Nachuntersuchung bei 12 Patienten erzielt (3 Pat. verstarben).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: In der TEA Gruppe wurde ein mittlerer MEPS von 95 Punkten (95–95, SD 0) ermittelt. Es ergaben sich ausschließlich exzellente Ergebnisse. In der ORIF Gruppe wurde ein durchschnittlicher MEPS Wert von 87 Punkten (75–100, SD 8,3) erreicht. Im Einzelnen fanden sich 4 exzellente und 7 gute Resultate.
Hinsichtlich der Beweglichkeit für Extension/Flexion konnte in der TEA Gruppe ein Bewegungsumfang von 82° (55–100, SD 16) und in der ORIF Gruppe von 95° (70–130, SD 18) verzeichnet werden. Bei beiden Verfahren war die Pro- und Supination nur gering eingeschränkt (TEA 155° vs. ORIF 166°).
Komplikationen wurden in der TEA Gruppe bei einem Patienten (12,5%) beobachtet. Hierbei handelte es sich um einen Spätinfekt der Prothese, welcher durch einen zweizeitigen Prothesenwechsel behandelt wurde.
In der ORIF Gruppe lag eine Gesamtkomplikationsrate von 33% vor. Bei zwei Patienten (17%) kam es zur sekundären Fragmentdislokationen am distalen Humerus. In einem dieser Fälle erfolgte die sekundäre Konversion zur Prothese, im zweiten Fall wurde ein erneutes operatives Vorgehen seitens des Patienten abgelehnt. Bei zwei weiteren Patienten lag eine sekundäre Dislokation nach Olecranonosteotomie vor die nach Reosteosynthese komplikationslos konsolidierte.
Sowohl die endoprothetische als auch die osteosynthetische Versorgung intraartikulärer distaler Humerusfrakturen führt beim älteren Patienten zu guten Ergebnissen. Zu beachten ist jedoch, dass bei prothetischem Gelenkersatz eine lebenslange Belastungslimitierung mit 5 Kg eingehalten werden muss. Die dargestellten Ergebnisse legen nahe, dass bei niedrigem funktionellem Anspruch die Ellenbogenprothese mehr als nur eine Salvage-Procedur bei der Therapie komplexer distaler Humerusfrakturen ist.