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Schnell, schneller am schnellsten? Fast track Programme in der frührehabilitativen Phase nach Implantation von Knietotalendoprothesen
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
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Fragestellung: Strukturierte Behandlungspfade und fast track regime finden in jüngster Zeit auch in der orthopädischen Endoprothetik zunehmend Verbreitung. Erste Studien berichten nach Einführung derartiger Programme über eine Reduktion der postoperativen Verweildauer bei gleichbleibendem oder sogar verbessertem Funktionsresultat der endoprothetisch ersetzten Gelenke. Eine einheitliche Definition zur Beurteilung der Entlaßfähigkeit exisitiert dabei allerdings bislang noch nicht. In unserem Haus ist seit mehr als vier Jahren ein strukturierter Behandlungspfad nach Implantation von Knietotalendoprothesen etabliert. In der vorgestellten Studie wurde dieses Programm für eine ausgewählte Patientengruppe nochmals intensiviert und die dadurch erreichbaren Auswirkungen auf Funktionalität, Schmerzverarbeitung und Entlaßfähigkeit evaluiert.
Methodik: Eingeschlossen wurden 143, die an einer Orthopädischen Universitätsklink zur Implantation einer unilateralen Knie Totalendoprothese (P.F.C® Sigma Knee, DePuy, Warsaw, Indiana, kein MIS) in Regionalanästhesie (N. femoralis, N. ischadicus) terminiert waren. 67 Patienten erhielten dabei im Rahmen eines multimodal- perioperativen fast track Regimes die Möglichkeit, selbständig über patientenkontrollierte Medikamentenpumpen innerhalb der ersten 48 Stunden postoperativ neben einer kontinuierlichen Basisrate zusätzliche Boli von Regionalanästhetika anzuspülen. Patienten im Standard Behandlungspfad erhielten während der selben postoperativen Phase eine Regionalanästhetika-Medikamentenpumpe mit kontinuierlicher Laufrate. Die physiotherpeutische Beübung der Patienten in der fast track Gruppe begann bereits wenige Stunden nach der Operation im Aufwachraum der Klinik und wurde intensiviert zweimal am Tag (Standard Behandlungspfad: Einmal/Tag) durchgeführt. Ergänzend erfolgte in dieser Gruppe nach Redonzug am ersten postoperativen (p.o.) Tag (Standard Behandlungspfad: Zweiter p.o. Tag) zweimal täglich eine Beübung der operierten Extremität auf einer Motorschiene (Standard Behandlungspfad: Einmal/Tag). Präoperativ sowie zwischen dem 2. und 8. postoperativen Tag erfolgte die Dokumentation des Schmerzverlaufs mit regionalanästhetischem und medikamentösem Medikamentenverbrauch , der Kniegelenksfunktion (Bewegungsumfang, Knee Society Score, Gehstrecke, Treppensteigen), Aktivitätsparameter (time-out-of bed) sowie der Entlaßfähigkeit nach einer objektivierten Checkliste mit 6 items. Die Auswertung der Testkriterien erfolgte mit Hilfe deskriptiver Methoden, Gruppendifferenzen wurden mit dem Mann-Whitney analysiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Funktionalität, Schmerzverarbeitung und Entlaßfähigkeit sind in der frührehabilitativen Phase nach Implantation von Knietotalendoprothesen auch durch ein fast track Programm nur teilweise zu steigern. Unterschiede in der Entlaßbarkeit am 5. und 8. p.o Tag waren im Gruppenvergleich ohne statistische Relevanz.