Artikel
Mentales Training beeinflusst Bewegungseinschränkung und Muskelatrophie nach Ruhigstellung des Handgelenkes (Radiusfrakturmodell) – eine prospektiv-randomiserte Experimentalstudie mit der funktionellen Kernspintomographie (fMRT)
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Die distale Radiusfraktur als häufigste knöcherne Verletzung des Menschen resultiert auch heute immer noch in unbefriedigenden Behandlungsergebnissen.
Bewegungseinschränkung, Muskelatrophie der Unterarmmuskulatur und Schmerz haben ihre Ursache in der notwendigen Ruhigstellung der Fraktur, während dieser Zeit wird neben den genannten physikalischen Problemen auch Bewegung „verlernt“. Die vorliegende Studie untersuchte experimentell und klinisch die Tatsache, ob die Methode des „Mentalen Trainings“, d. h. einer nur virtuell ausgeführten Bewegung, trotz völlig fixiertem Handgelenk hier bessere Ergebnisse erzielen kann und dies auch in der Bildgebung darstellbar ist.
Methodik: An 21 männlichen rechtshändigen Probanden wurde durch die Anlage eines zirkulären Unterarmgipses am linken Handgelenk eine distale Radiusfraktur simuliert. Die Ruhigstellungszeit betrug drei Wochen. Nach Randomisation wurde der Hälfte der Probanden mentales Training zur virtuellen Beübung des Handgelenkes beigebracht, die andere Hälfte der Probanden erhielt keine Therapie. Zu Beginn und Ende des Experimentes erfolgte eine Messung der Beweglichkeit des Handgelenkes, sowie eine kernspintomographische Vermessung der Unterarmmuskulatur. Im funktionellen Kernspin (fMRT) wurden zu Beginn und Ende der Studie diejenigen Grosshirnareale bezüglich ihrer Aktivität untersucht, die für die Handgelenksbewegung von Bedeutung sind. Das Experiment wurde an drei freiwilligen Patienten mit tatsächlicher distaler Radiusfraktur wiederholt, diese erhielten alle mentales Training.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Das mentale Training verbesserte nach dreiwöchiger Ruhigstellung des Handgelenkes durch Gips signifikant die Dorsalextension und Ulnarabduktion im Vergleich zu Probanden ohne mentales Training. Mentales Training verringerte nach dreiwöchiger Ruhigstellung durch Gips die Atrophie der Unterarmmuskulatur bei Messung im MRT signifikant bzw. führt zu einer nicht signifikanten Zunahme von Muskelflächen am ruhigestellten Unterarm im Vergleich zu Probanden ohne Training (dort kam es zu einer signifikanten Muskelatrophie). Mentales Training beeinflusste nach dreiwöchiger Ruhigstellung durch Gips die für die Handgelenksbewegungen verantwortlichen motorischen Gehirnareale (Supplementär motorische Areal, Gyrus präcentralis, Putamen, Nukleus caudatus, präfrontaler Kortex, Thalamus und das Kleinhirn) im fMRT messbar signifikant im Vergleich zu Probanden ohne mentales Training. Zwischen der Verbesserung der Muskelatrophie und den Beeinflussungen auf die für die Handgelenksbeweglichkeit verantwortlichen Gehirnareale bestanden statistisch signifikante Korrelationen. Bei den 3 „realen“ Patienten zeigten sich ähnliche Ergebnisse.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass mentales Training bei geeigneten Patienten mit distaler Radiusfraktur die negativen Folgen der Gelenkruhigstellung positiv beeinflussen kann und dies in der Bildgebung (MRT, fMRT) darstellbar ist. Eine Studie mit grösserem klinischen Kollektiv sollte dies untermauern.