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Einfluss der Ganzkörper-CT-Untersuchung in der Schockraumphase auf die Überlebenswahrscheinlichkeit beim polytraumatisierten Patienten
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
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Fragestellung: Kann die Durchführung einer Ganzkörper-CT-Untersuchnug in der Initialphase nach Aufnahme eines polytraumatisierten Patienten mit einem ISS ≥16 die Überlebenswahrscheinlichkeit verbessern?
Methodik: In den letzten Jahren wird zunehmend die Forderung nach der Durchführung einer Ganzkörper-CT-Untersuchung in der initialen Behandlung eines polytraumatisierten Patienten mit einem ISS ≥16 gestellt. Aus diesem Grund erfolgte die retrospektive Analyse aller 1.114 Patienten die im Zeitraum 01.01.2000 bis 31.12.2007 mit einem ISS ≥16 primär in unsere Klinik zuverlegt wurden. Es erfolgte hierbei die Bildung zweier Gruppen, die jeweils den Zeitraum vor Einführung und nach Einführung des Ganzkörper-CTs zum 01. Mai 2002 betrachteten. So konnten in die Gruppe A, Zeitraum 01.01.2000 bis 30.04.2002 313 und in die Gruppe B Zeitraum 01.05.2002 bis 31.12.2007 831 Patienten eingeschlossen werden. Die Auswertung erfolgte anhand der üblichen statistischen Auswertungen. Der unabhängige Beitrag der Ganzkörper-CT Untersuchung zum Gesamtüberleben wurde mittels schrittweiser logistischer Regressionsanalyse überprüft. Variablen, die bei univarianter Testung einen p-Wert <0,2 lieferten, wurden in ein multivariantes Prognosemodell aufgenommen. Die Güte der Vorhersage wurde durch Berechnung der Fläche unter der Receiver Operating Characteristics (ROC) Kurve ermittelt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Im direkten Vergleich der Gruppe zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bzgl. dem Alter (43,5 vs. 44,1 Jahre), dem Anteil der männlichen Patienten (75% vs. 74%) und der schwere der Verletzung (ISS 26,4 vs. 28,3). Als signifikant zeigte sich in diesem Zeitraum eine Verkürzung der Behandlungszeit von 144 min auf 84 min (P<0,0001). Zusätzlich zeigte sich eine signifikante Reduktion der Mortalität in diesem Zeitraum von 23% auf 8% (p<0,0001). Somit hat die Einführung der Ganzkörper-CT-Untersuchung zu einer Verbesserung der Prozessqualität geführt. ISS, GCS, Alter, Quick und Schockraum-Zeit erklärten bereits 84% der Gesamtvarianz der Überlebenswahrscheinlichkeit. Die Verfügbarkeit und die Durchführung der Ganzkörper-CT erhöhten die erklärte Varianz statistisch signifikant, jedoch lediglich um 2%. Die Studie konnte zeigen, dass es durch Einführung der Ganzkörper- CT Untersuchung zu einer wesentlichen Verbesserung der Struktur- und Prozessqualität in der Versorgung polytraumatisierten Patienten, und damit zu einer Senkung der Mortalität gekommen ist. Ihr kausaler Einfluss auf das Gesamtüberleben muss in größeren multizentrischen Studien überprüft werden.