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β-Tricalciumphosphat in der Stabilisierung von Tibiakopffrakturen – klinische Langzeitergebnisse bei 52 Patienten sowie histologische und rasterelektronenmikroskopische Subgruppenanalyse
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Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
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Fragestellung: Knochenersatzstoffe kommen in der Unfallchirurgie v.a. zur Füllung gelenknaher metaphysärer Substanzdefekte zur Anwendung. Ziel dieser prospektiven Studie war es, Langzeitergebnisse nach Verwendung von β-Tricalciumphosphat (β-TCP) im Rahmen der osteosynthetischen Stabilisierung von Tibiakopffrakturen zu gewinnen und die knöcherne Integration dieses synthetisch hergestellten, osteokonduktiven Knochenersatzmaterials zu analysieren.
Methodik: Von Juli 2004 bis Juli 2008 wurden in unserer Abteilung 164 Patienten mit einer Tibiakopffrakttur operiert, wobei in 52 Fällen β-TCP verwendet wurde. 16 dieser 50 Patienten erhielten eine zusätzliche autogene Spongiosaplastik. Nach durchschnittlich 26±15 Monaten konnten 32 Patienten nachuntersucht werden. Bei einer Subgruppe von bisher 7 Patienten wurde im Rahmen der Metallentfernung eine Biopsie aus dem Bereich des ehemaligen Substanzdefektes gewonnnen, die nach Aufarbeitung zu histologischen Ultra-Dünnschliffen (Dicke: 20–25 µm) histologisch untersucht wurden. Zusätzlich wurde eine 2D-Analyse des Topographiekontrastes durchgeführt und die Dichteänderungen im Rasterelektronenmikroskop mit Rückstreuelektronendetektor (LEO, 435 VP, Cambridge, England) dargestellt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 56±17 Jahren (weibl.: 31; männl.: 21). Die osteosynthetische Stabilisierung erfolgte durchschnittlich 8±3 Tage (3–16) nach dem Unfall. 15 Patienten hatten Begleitfrakturen, der stationäre Aufenthalt betrug 18±7 Tage. In drei Fällen kam es zu Wundhämatomen (2xBeckenkamm, 1xTibiakopf), die revidiert werden mussten. Bei einer Patientin machte eine persistierende Bewegungseinschränkung eine arthroskopische Arthrolyse erforderlich. Postoperative Wundinfektionen traten nicht auf, radiologisch ergab sich kein Hinweis für eine Pseudarthrose oder ein Implantatversagen. In den Rückstreuelektronen-Abbildungen lässt sich das β-TCP gut von alter und neu gebildeter Knochenmatrix unterscheiden. Während größere β-TCP-Partikel (>300 µm) teilweise durch eine 20–50 µm dicke Bindegewebsmembran vom neu gebildeten Knochen getrennt sind, sind kleinere Partikel in granulärer Form (10–20 µm) gut in die Knochenmatrix integriert. Das Knochengewebe weist dabei keine pathologischen Veränderungen auf. Unsere Daten zeigen, dass (I) β-TCP metaphysäre Defekte des Tibiakopfes ohne ein erhöhtes Komplikationsspektrum suffizient stabilisieren kann und dass (II) β-TCP dabei abhängig von der Partikelgröße knöchern integriert wird, ohne die Knochenneubildung pathologisch zu verändern. Während die autogene Spongiosaplastik aufgrund der Vereinigung osteoinduktiver, -konduktiver und genetischer Eigenschaften nach wie vor den Goldstandard der Defektfüllung darstellt, liegt der Vorteil der Knochenersatzmaterialien wie β-TCP in der annähernd unbegrenzten Verfügbarkeit und der fehlenden Entnahmemorbidität.