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Ergebnisse der CT-gesteuerten Hohlschraubenosteosynthese bei ISG-Sprengungen und Sakrumfrakturen
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Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
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Fragestellung: Welchen Stellenwert hat die CT-gesteuerte Hohlschraubenosteosynthese bei dorsalen Beckeninstabilitäten? Kritische Analyse von operativem Management und Komplikationen.
Methodik: ISG-Sprengungen und Sakrumfrakturen führen zur Instabilität des dorsalen Beckenringes und bedürfen daher regelhaft der operativen Stabilisierung. Diese wird in unserer Klinik interventionell im CT mittels HSO unter standardisierten Bedingungen durchgeführt: Lagerung in Vakuummatratze auf gesunde Seite mit untergeschobener Bleischürze; Reduktion der Strahlenexposition durch Software-Modifikationen am CT-Gerät mit Absenkung des Röhrenstroms auf 20mAs (=ca. 10% vom Normalmodus) und Abschaltung des CT-Röhren-Teils, in dem der Operateur seine Hände hat (Siemens: SOMATOM Definition; i-Fluoro: ca. 20mAs; Hand CARE mode). Unter CT-Darstellung wird zunächst der optimale Eintrittspunkt mittels Punktionsnadel aufgesucht und der Führungsdraht transiliosacral und interforaminal platziert. Digitale Schraubenlängenbestimmung, Überbohrung und Einbringen der Hohlschraube (ACE-Titan-Hohlschraube). ISG-Sprengungen werden mit einer und Sakrumfrakturen mit zwei Schrauben versorgt. Abschluss-CT-Kontrolle des Repositionsergebnis und der Schraubenlage. Seit Einführung des Verfahrens im unserem Haus wurden verletzungsrelevante Daten sowie Operationszeit, schraubenspezifische Parameter und perioperativen Komplikationen erfasst.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Im Zeitraum 03/03 bis 11/07 wurden 29 konsekutive Pat. (Alter: Ø 55.1 J.; 58,6% weibl.) mit HSO stabilisiert. Verletzungsursache war bei 4 bzw. 17 Pat. ein Sport- bzw. Verkehrsunfall und bei 8 Pat. ein Sturzereignis. 14 Patienten waren polytraumatisiert. Die betroffene Seite war n=21 links und n=17 rechts, bei 9 Pat. lag eine beidseitige Verletzung vor. Insgesamt wurden 54 Schrauben platziert (11x1 Schraube/OP; 10x2 Schrauben/OP; 7x3 Schrauben/OP) (häufigste Schraubenlänge: 65 mm / Durchmesser: 6.5 mm). Die mittlere Zeit/Schraubenplatzierung war bei einseitiger OP 36.4 min. und beidseitiger OP 47.6 min. Durch die zunehmende Erfahrung konnten die OP-Zeiten im Zweijahres-Vergleichszeitraum nahezu halbiert werden (2004/2005: Ø 55.6min./Schraube; 2006/2007: 30.3min./Schraube). Der Blutverlust war durch das perkutane Verfahren zu vernachlässigen.
Peri- oder postoperativen Komplikationen wurden nicht dokumentiert: Insbesondere keine Infektion im OP-Gebiet, keine Schraubenfehlplatzierung foraminal oder spinal sowie kein neurovaskuläres Defizit.
Zusammenfassend kann durch strahlungsreduzierende Techniken die Exposition sowohl für Patient als auch OP-Personal vergleichbar der konventionellen BV-Technik gemacht werden. Insbesondere die vielfach angesprochene Sterilitätsproblematik im CT konnte durch unsere Analyse entkräftet werden. Somit kann die CT-gesteuerte HSO zur Stabilisierung des dorsalen Beckenringes als sichere, wenngleich lernkurvenabhängige Methode bewertet werden und ist bezüglich der Komplikationsrate (z.B. Schraubenfehlplatzierung) alternativen Methoden überlegen.