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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
95. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
50. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

21. - 24.10.2009, Berlin

Letalitäts-abhängige Faktoren bei Beckenringfrakturen

Meeting Abstract

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  • A. Gänsslen - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • T. Hüfner - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • C. Krettek - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 95. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 50. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 21.-24.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. DocWI24-1667

doi: 10.3205/09dkou217, urn:nbn:de:0183-09dkou2177

Veröffentlicht: 15. Oktober 2009

© 2009 Gänsslen et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die wesentliche Komplikation in der Behandlung von Beckenfrakturen ist die primäre Letalitätsrate dieser Patienten, die als Effektivität des Behandlungskonzeptes angesehen werden kann. In der Literatur fehlen detaillierte Angabe zur Letalität und Einflussfaktoren auf die Letalität bei Beckenringverletzungen.

Methodik: In einem 15-Jahres-Zeitraum (1990–2004) wurden 1087 Patienten mit Beckenringverletzungen (Ausschluss isolierter Acetabulumfrakturen) prospektiv hinsichtlich demographischer Daten, Verletzungsschwere, Begleitverletzungen, Fraktur-Klassifikation, Behandlungsart, Komplikationen und primärem Outcome analysiert. Weiter wurden die Letalitätsrate, Ursache und Zeitpunkt des Versterbens sowie Letalitäts-abhängige Faktoren (prospektiv seit 2000) evaluiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Gesamtletalität betrug 12,2%. Knapp die Hälfte der Patienten verstarb innerhalb von 24 Stunden (48,9%), weitere 12,8% innerhalb von 48 Stunden. Weitere 9,8% verstarben innerhalb der ersten Wochen, und 28,6% nach mehr als 1 Woche. Der mittlere Todeszeitpunkt lag bei 8,1 Tagen (1–130 Tage).

Haupttodesursache war isoliert das begleitende Schädel-Hirn-Trauma (SHT) in 36,8%, das Thoraxtrauma (TT) in 22,6%, das Abdominaltrauma (AT) in 5,1% und die Beckenverletzung (BT) in 15%. In 15,8% war eine Kombination dieser Begleitverletzungen für die Letalität verantwortlich. 25,6% der Patienten verbluteten an ihren Verletzungen. Ursächlich war bei einem Patienten das SHT, das TT bei sechs, das AT bei vier und das BT bei neun Patienten. In 14 Fällen war eine Verletzungskombination für das Verbluten entscheidend. Insgesamt war die Beckenverletzung Mitursache für das primäre Verbluten bei 52,9% der Patienten, entsprechend 13,5% aller verstorbenen Patienten.

Letalitäts-abhängige Faktoren waren die knöcherne Beckeninstabilität (A-Fraktur: 5.7%, B-Fraktur: 15%, C-Fraktur: 19.6%), der begleitende Weichteilschaden am Becken (=Komplextrauma Becken) mit einer Letalität von 32,4% (offene Fraktur 27%, geschlossene Fraktur: 34%) und die begleitende hämodynamische Instabilität und Verletzungsschwere (ISS) (ISS≥25:38.2%, primärer Blutdruck≤90:42%).

Trotz etablierter und standardisierter Behandlungskonzepte für Beckenringverletzungen findet sich noch eine relative hohe Letalität. Verbesserungen der primären Diagnostik und Optimierung der Behandlung hämodynamisch instabiler Patienten könnte die Letalität weiter senken.