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Komplikationen der Versorgung von Beckenringfrakturen – Ergebnisse der deutschen Multicenter Studien und Literaturübersicht
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Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
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Fragestellung: Komplikationen in der Behandlung von Beckenringfrakturen können für den Patienten zu erheblichen Nachteilen im Alltag führen. Mit Einführung standardisierter Indikationen, Osteosynthesetechniken und erweiterter Diagnostik seit Beginn der 90er Jahre und zunehmender Erfahrung sollten Komplikationsraten eher gering ausfallen. Die aktuellen Ergebnisse er Literatur und der Multicenter Studien aus Deutschland werden dargestellt.
Methodik: Die Daten der prospektiven Studien der Arbeitsgemeinschaft Becken der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie aus den Jahren 1991–1993 sowie 1998–2000 wurden hinsichtlich beckenbezogener Frühkomplikationen analysiert. Zusätzlich wurden die rekonstruktiven Langzeitergebnisse der AG Becken I in die Analyse einbezogen. Alle Daten wurden mit aktuellen Daten der Literatur verglichen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die aktuelle Letalität bei Beckenringfrakturen liegt bei 6%. Einflussfaktoren Art der Beckeninstabilität, begleitender Weichteilschaden am Becken sowie begleitende hämodynamische Instabilität und Verletzungsschwere. Die Inzidenz thromboembolischer Komplikationen hängt von der Art der Diagnostik ab, Thrombosen werden in 10–61%, Beckenthrombosen in 15–47% und Embolien in 1–8% angegeben. Die Rate posttraumatischer Nervenläsionen hängt vom Instabilitätsgrad des Becken ab (2–24%) mit besserer Prognose nach B- verglichen mit C-Verletzungen. Die Gesamtinzidenz liegt bei 6%.
Die Rate eines Osteosyntheseversagen ist mit 0–8% gering (Symphysenplatte: 3,8%, ventraler Fixateur 2,9%, ORIF Ilium 1,7%, ventrale SI-Verplattung 8,3%, SI-Verschraubung 1,8%, Sakrumverplattung 0%). Wundinfektionen lagen nach Symphysenverplattung bei 2–3%, nach SI-Verplattung bei 4,2%, nach ORIF Sakrum bei 2,8–5,7% vor, Pin-Infekte nach Fixateur bei 0,7%.
Die Rate von postoperativen posterioren Fehlstellungen (≥5mm) des Becken lag bei B-Verletzungen bei 6,7%, bei C-Verletzungen bei 17,6%. Die Rate der Ausheilung in Fehlstellung lag entsprechend bei 5,4% bzw. 25,6%. Die Pseudarthrosenrate lag bei 0,9%.
Trotz etablierter und standardisierter Behandlungskonzepte für Beckenringverletzungen finden sich noch relative hohe Komplikationsraten. Durch eine weitere Standardisierung und Optimierung bestehender Behandlungsalgorithmen lassen sich die Raten möglicherweise zukünftig senken.