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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
95. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
50. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

21. - 24.10.2009, Berlin

Konservative versus operative Behandlung nach Polytrauma mit Milzverletzung – Sepsisinzidenz und Outcome

Meeting Abstract

  • S. Lendemans - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • D. Nast-Kolb - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • C. Kühne - Universitätsklinikum Giessen und Marburg, Standort Marburg, Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Handchirurgie, Marburg, Germany
  • S. Ruchholtz - Universitätsklinikum Giessen und Marburg, Standort Marburg, Klinik für Unfallchirurgie, Marburg, Germany
  • R. Lefering - Universität Witten/Herdecke, Campus Köln, Institut für Forschung in der operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany
  • G. Taeger - Westdeutsches Tumorzentrum, Universitätsklinikum Essen, Sarkomzentrum/Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 95. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 50. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 21.-24.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. DocWI19-489

doi: 10.3205/09dkou176, urn:nbn:de:0183-09dkou1766

Veröffentlicht: 15. Oktober 2009

© 2009 Lendemans et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Milz ist ein immunologisch hochpotentes Organ. 1952 wurde erstmalig das "Overhelming Postsplenectomy Syndrome" (OPSI) als gefürchtete Komplikation nach Spleenektomie beschrieben. Nicht genau bekannt ist weiterhin, ob die Splenektomie im Vergleich zur konservativen behandelten Milzverletzung die posttraumatische Infektinzidenz und das Outcome nach schwerem Trauma beeinflusst.

Methodik: Aus dem Traumaregisters der deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie wurden von 1993 bis 2006 insgesamt 1630 Patienten mit einer Milzverletzung ausgewertet. Die Einschlusskriterien waren eine Verletzung der Milz, ein "Injury Severety Score" (ISS) > 16 Punkte, kein isoliertes SHT und die primäre Aufnahme in ein Traumazentrum. Die Einteilung erfolgte in 2 Gruppen (Splenektomie vs. keine Slenektomie) als auch entsprechend dem Schweregrad der Milzverletzung (AISsplen) zusätzlich in 5 Untergruppen. Innerhalb dieser Gruppen wurden die Patienten mit und ohne Splenektomie bezüglich der Zielkriterien Organversagen, Sepsis und Mortalität in Abhängigkeit vom ISS Verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: 758 splenektomierte Patienten (Splen) wurden mit 872 nicht splenektomierten Patienten (non Splen) verglichen. Es zeigte sich eine fast identische Sepsisinzidenz (Splen: 18,3% vs. non Splen: 18,4%) und Mortalität (Splen: 24,8% vs. non Splen: 22,2%) bei einer nach dem RISC-Score ausgerechneten standardisierten Mortalitätsrate von 0,93 (Splen) vs. 0,97 (non Splen), also einem leichten Überlebensvorteil der Splenektomierten Patienten. Die Betrachtung der beiden Gruppen in Abhängigkeit von der Verletzungsschwere der Milz, zeigte bei den leichteren Milzverletzungen eine Tendenz zu einer gering erhöhten Sepsisrate bei den Splenektomierten (AISsplen 2: 26% splen vs. 17% non splen, AIS Splen 3: 26% splen vs. 20% non splen). Eine höhergradige Milzverletzung zeigt keinen relevanten Unterschied in der Sepsisrate zwischen Splenektomierten und nicht splenektomierten Patienten (AISsplen 4: 18% splen vs. 20% non splen, AIS splen 5: 16% splen vs. 22% non splen).

Die hier dargestellten Ergebnisse zeigen bei Betrachtung des Gesamtkollektiv der Milzverletzten Patienten keinen Hinweis auf eine gesteigerte Sepsisinzidenz nach Splenektomie. Die Untersuchung des Kollektivs in Abhängigkeit vom Schweregrad der Milzverletzung zeigt jedoch eine geringere Sepsisinzidenz bei den nicht splenektomierten Patienten. Bei den höhergradigen Milzverletzungen zeigt sich hingegen eine gering erhöhte Infektanfälligkeit bei den nicht splenektomierten Patienten.