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3D-navigierte Frakturversorgung am Beispiel des Fersenbeins
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Fragestellung: Als Hypothese wurde formuliert, dass Fehlplatzierungen der gelenknah positionierten Sustentakulumschrauben bei der osteosynthetischen Versorgung von intraartikulären Fersenbeinfrakturen durch eine 3D-navigierte Operationstechnik vermieden werden können. In der vorliegenden Studie wird ein neues Verfahren zur 3D-navigierten Implantation von Sustentakulumschrauben vorgestellt und erste Ergebnisse präsentiert.
Methodik: Von Januar bis Dezember 2007 wurden im Rahmen einer prospektiven, nicht randomisierten Studie bei 11 konsekutiven Patienten 15 intraartikuläre Fersenbeinfrakturen von einem Operateur 3D-navigiert operiert. Das Durchschnittsalter betrug 42,7 (24–66) Jahre. In 9 Fällen war die linke Seite betroffen. Alle Frakturen waren geschlossen. Die Frakturklassifizierung erfolgte nach Sanders: n=2 IIA, n=5 IIB, n=4 IIC, n=2 IIIAC, n=2 III BC. Verwendet wurde ein 3D-Bildverstärker der 2. Generation (Orbic Arcadis® 3D) mit dem integrierten Navigationssystem NaviVision®. Bei 12 Patienten erfolgte die Osteosynthese über einen “extended lateral approach“. In drei Fällen (n=2 IIA und n=1 IIB) erfolgte die Reposition und Osteosynthese in minimal-invasiver Technik über Stichinzisionen und einen lateralen Minizugang. Nach Montage der dynamischen Referenzierungsbasis am Fersenbein wurde ein 1,2 mm K-Draht über eine präkalibrierte 3D-navigierbare Bohrhülse platziert, mittels Bildwandler lagekontrolliert und anschließend 3D-navigiert überbohrt. Das Ausmessen der Schraubenlänge erfolgte digital. Ein zweiter intraoperativer 3D-Scan dokumentierte das definitive Osteosyntheseergebnis.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 18 Sustentakulumschrauben 3D-navigiert implantiert (n=4 minimal-invasiver). In allen Fällen konnte das Sustentakulumfragment gefasst werden. Keine Schraube hatte Gelenkkontakt. Der Vergleich des postoperativen 3D-Scans mit den Screenshots des 3D-navigierten Bohrvorgangs zeigte, dass die definitive Schraubenlage exakt der Bohrrichtung in der axialen, sagittalen und semicoronaren Ebene entsprach. Bei minimal-invasiver Technik gelang es, durch die 3D-Visualisierung der Frakturmorphologie den Hautschnitt optimal zu platzieren und weichteilprotektiv zu operieren. Der Einsatz der Navigation bedingte eine durchschnittliche OP-Zeitverlängerung von 11,9 ±1,7 min (min: 9 min; max: 15,25 min).
Schlussfolgerungen: Die ersten Erfahrungen zeigen, dass die Synthese von intraoperativer 3D-Bildgebung und Navigation die Implantation von Sustentakulumschrauben im Rahmen der osteosynthetischen Versorgung von intraartikulären Fersenbeinfrakturen präzise und reproduzierbar ermöglicht. Dadurch ist speziell bei Typ IIC, IIIAC und IIIBC-Frakturen eine sichere Verbindung des posterioren Gelenkflächenkomplexes an das häufig nicht dislozierte mediale Referenzfragment (Sustentakulum) möglich. Bei minimal-invasiven Versorgungen von intraartikulären Fersenbeinfrakturen kann durch diese neue Technik der 3D-Navigation eine hohe Osteosynthesequalität erreicht werden.